Vorbeter für Moscheen, sogenannte Imame, sind gefragt. Auch in Glarus. Die 12'500 Einwohner zählende Gemeinde hat vor gut zwei Jahren eine Moschee eingeweiht. Dass die islamische Gemeinschaft einen Imam anstellen möchte, der langfristig in Glarus bleibt, begrüsst Gemeindepräsident Christian Marti.
«Wir leben in einem Umfeld, in dem es wichtig ist, dass sich die Leute kennen. Und wenn jemand immer da ist, erleichtert das auch den Kontakt.» Bloss: Bei der Auswahl des Predigers mitreden kann Marti nicht. Er vertraue darauf, dass die islamische Gemeinschaft eine gute Wahl treffe, so der FDP-Lokalpolitiker.
SEM prüft Bewerbungen aus Drittstaaten
Die Verantwortung für die Suche nach einem Geistlichen liegt bei Irfan Lika, dem 29-jährigen Präsidenten der islamischen Gemeinschaft in Glarus. Einfach sei es nicht, einen zu finden, sagt er. Weder in der Schweiz noch in den EU- und EFTA-Staaten sei man bisher fündig geworden.
Er erklärt das mit mangelnden Ausbildungsmöglichkeiten für Imame in diesen Ländern. Nun sei man im Gespräch mit einem Geistlichen aus dem Kosovo, einem Drittstaat, so Lika. «Wir hoffen, dass er noch vor Beginn des Ramadans bei uns anfangen darf.» Derzeit wird die Bewerbung vom Staatssekretariat für Migration (SEM) geprüft. Kontrolliert wird unter anderem, ob der Imam über eine theologische Ausbildung verfügt und ob er Deutsch spricht.
Ausserdem muss die islamische Gemeinschaft in Glarus belegen, dass die Gelder für dessen Lohn aus der Schweiz stammen. Ob und wann der Imam seine Arbeit aufnehmen kann, wird in den nächsten Wochen entschieden.
Berner Test nicht für Auswahl von Imamen
Wie jene von Glarus suchen viele muslimische Gemeinschaften zuerst in der Schweiz nach einem Imam. Häufig scheitern sie und strecken ihre Fühler dann im Ausland aus. Das weckt Unbehagen. Was, wenn plötzlich Ultrakonservative die Moscheen in der Schweiz prägen? Mehr Sicherheit könnten Tests bringen.
Einen solchen Test, der eine allfällige radikale Gesinnung eines Imams klar aufzeigt, gibt es sogar schon. Er wurde an der theologischen Fakultät der Universität Bern entwickelt, zusammen mit der klinischen Psychologie.
Der Staat kann nur da eingreifen, wo er die Hoheit hat.
Angewendet wurde er bei der Auswahl von zwölf Frauen und Männern verschiedener Religionszugehörigkeit, die sich seit letztem Sommer in Seelsorge weiterbilden. Sie wurden zum Beispiel gefragt, wie sie dem Schweizer Rechtsstaat gegenüberstehen, oder wie sie reagieren würden, wenn ein Elternpaar ihnen eröffnet, dass ihr Sohn sich als schwul geoutet hat.
Universitätsstudium würde Abhilfe schaffen
Eine solche Prüfung wäre bei der Auswahl von Imamen hilfreich. Nur dürften die Behörden sie nicht anwenden, sagt Isabelle Noth, Professorin für Religionspsychologie und Seelsorge an der Uni Bern: «Der Staat kann nur da eingreifen, wo er die Hoheit hat.» Bei Institutionen wie Spitälern und Gefängnissen könne er solche Assessments verordnen. Bei Moscheen nicht.
Für die Professorin wäre daher eine islamische Theologieausbildung, wie sie in Deutschland existiert, der richtige Ansatz. «Und vor dem Stellenantritt natürlich so ein Assessment.» Ein Imam-Studium gibt es in der Schweiz noch nicht. Aber sie könne sich gut vorstellen, dass eine solche Ausbildung entwickelt werde, sagt Noth. Die Seelsorger-Weiterbildung an der Uni Bern könnte ein Element auf dem Weg zu einem solchen Studium sein.