Die Volksschule sei am Anschlag und müsse sich auf ihren Kernauftrag konzentrieren. So sieht es die FDP. Konkret: Die Kinder sollen Lesen, Schreiben und Rechnen besser vermittelt bekommen. Noten sollen bleiben. Die integrative Schule soll abgeschafft werden und Priorität müsse das Erlernen der lokalen Erstsprache haben.
Die FDP will «die Volksschule retten». Sie müsse. Parteipräsident Thierry Burkart sagt: «Wir müssen feststellen, dass sich die Qualität in der Volksschule verschlechtert hat. Obwohl es unglaublich viele hervorragende und engagierte Lehrpersonen in unserem System gibt.»
Gleichwohl müsse die FDP Schweiz die Volksschule retten – und sie weiss auch wie. Sie hat dafür fünf fixfertige Vorstösse geschrieben. Blaupausen für die kantonalen Parteien. Diese Mustervorstösse sollen nun also zur «Rettung der Volksschule» in die Parlamente der Kantone sickern. Dreissig seien es schon, in zehn Kantonen.
«Gewisse Korrekturen» notwendig
Ist das eine von der nationalen Parteizentrale von oben nach unten orchestrierte Politik? Der Parteipräsident sagt Nein. Sabina Freiermuth, die Präsidentin des Aargauer Freisinns, sagt: «Die Kantone sind an die FDP Schweiz gelangt und haben sich erkundigt, wie sie ihre Expertise bei der nationalen Partei einbringen können.»
Gewisse Korrekturen bei der Volksschule seien in der ganzen Schweiz notwendig. Da helfe die nationale Partei, sagt deren Präsident.
Hieb gegen Links im Kleingedruckten
«Rettung» bringen sollen somit Vorstösse wie jener mit dem Titel: «Bedarfsgerechter Unterricht für unsere Kinder». Übersetzt und umgesetzt wäre das das Ende der integrativen Schule. Oder: «Politische Neutralität in der Volksschule sicherstellen». Im Kleingedruckten ist das ein Hieb gegen mutmasslich linke Ideologie, die in die Köpfe der Schulkinder riesle.
Freiermuth nennt ein Beispiel einer Lehrkraft, die ihr geschrieben habe, dass sie nun gemäss einer Weisung der Schule mit ihren Kindern Übersetzungen machen müsse. «Man nimmt einen normalen deutschen Text und der wird dann in gendergerechte Sprache übersetzt.» Die Lehrerin habe sich beklagt, dass die Kinder nicht einmal Deutsch könnten – und jetzt müsse sie mit ihnen solche Sachen machen.
Wir sind auf jeden Fall bereit, für eine besondere Bildung Ressourcen zu investieren.
Solche und andere Sachen will die FDP in der Schule nicht. Sie will separate Klassen für Kindergartenkinder, falls diese zu schlecht Deutsch können. Sie will Förderklassen für Kinder mit besonderen Bedürfnissen oder schwierigem Verhalten.
Und die FDP als Partei des schlanken Staates würde dafür sogar investieren wollen: «Wir sind auf jeden Fall bereit, für eine besondere Bildung Ressourcen zu investieren», sagt Freiermuth. «Das ist explizit Aufgabe des Staates.» Denn die Kinder und Lehrpersonen hätten «besseres verdient».
Werben um Aufmerksamkeit?
Doch bei all diesem Engagement geht es der Partei nicht auch darum, in einem volksnahen, emotionalen Thema die Hoheit zu gewinnen – geht es um Aufmerksamkeit? Thierry Burkart sagt weder Ja noch Nein. Sondern: «Wir sind seit jeher die Bildungspartei. Die FDP war es, die die Volksschule eingeführt hat. Insofern führen wir nur das weiter, wofür wir immer gestanden sind.»
Die Gesellschaft sei auf Leistung aufgebaut, sagt der Präsident der FDP Schweiz. Und auch deshalb will die Partei «die Volksschule retten».