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Aus Mist und Gartenabfällen entsteht Biogas
Aus Regionaljournal Ostschweiz vom 19.12.2022. Bild: SRF/Fabian Monn
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Rheintaler Biogas 16 Jahre, bis sich die Biogasproduktion auszahlt

Drei Bauern aus Widnau waren einige Male kurz davor, aufzugeben. Jetzt verdienen sie das erste Mal Geld mit ihrer Anlage.

Die Energiewende verlangt Alternativen. Eine davon könnte Biogas sein. Drei Bauern aus dem St. Galler Rheintal hatten diese Idee bereits 2007. Sie haben ihre eigene Biogasanlage gebaut. Der Weg bis zur ersten Gewinnausschüttung war allerdings zäh. Nach zehn Jahren schrieb die Rhy Biogas AG in Widnau zum ersten Mal schwarze Zahlen. Dieses Jahr gibt es die erste Dividende.

Rohstoffe für Biogas

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Mist, Grünabfuhr vom Gartenbaubetrieb, Ernteabfälle, Rüstabfälle aus der Lebensmittelindustrie, Gülle vom Bauernhof – die Widnauer Biogasanlage bezieht ihre organischen Rohstoffe von Betrieben aus der Umgebung.

Pro Tag wird der Container der Rhy Biogas AG, der 40 Tonnen Bioabfälle fasst, normalerweise einmal gefüllt und maximal ein- bis zweimal nachgefüllt.

Aus 40 Tonnen Rohstoffen entsteht so viel Gas, wie etwa 600 Haushalte mit Gasheizung am Tag verbrauchen. Ab dieser Menge Gas lohnt sich die Herstellung auch finanziell, sagt der Verwaltungsratspräsident der Rhy Biogas AG, Stefan Britschgi.

Drei Männer vor einem Tank.
Legende: Die drei Landwirte Peter Nüesch, Stefan Britschgi und Manfred Baumgartner haben an den Erfolg geglaubt. ZVG/Rhy Biogas AG

Viereinhalb Millionen Franken haben die drei Landwirte am Anfang investiert. Mittlerweile steckt in der Anlage nach eigenen Angaben mehr als doppelt so viel Geld.

Startschwierigkeiten

«Die Technik hat am Anfang immer wieder versagt», erzählt der Biogasproduzent. Die Nachbarn hätten sich wegen des Gestanks beschwert und viele Berechnungen waren ungenau: «Der Aufwand im Unterhalt war irgendwo bei Faktor 15.» Und dann seien auch noch die Gaspreise in den Keller gefallen.

Wären wir nicht blauäugig gewesen und hätten eine Vision gehabt, dann gäbe es die Anlage heute nicht.
Autor: Stefan Britschgi Gründer und Verwaltungsratspräsident Rhy Biogas AG

Gegen den Gestank haben die drei Unternehmer eine grosse Halle für das übelriechende Rohmaterial gebaut. Diese ist so konzipiert, dass es draussen nicht mehr stinkt. «Wenn wir vor 16 Jahren gewusst hätten, was auf uns zukommt, hätten wir den Mut nicht gehabt», sagt Britschgi. Aber sie hätten immer an den Erfolg geglaubt. «Zum Glück hatte jeder von uns einen funktionierenden Bauernbetrieb. Das hat uns eine gewisse Absicherung gegeben.»

Kapazitäten können nicht ausgeschöpft werden

Theoretisch könnte die Anlage bis zu 50 Prozent mehr Gas produzieren. Weil sie in der Landwirtschaftszone steht, ist es laut den Betreibern allerdings verboten, die Kapazität einfach so zu erhöhen.

Die Widnauer Biogasunternehmer wollen zurzeit ihre Anlage nicht ausbauen. «Wir wollen es mit den Nachbarn nicht verscherzen und ihnen keine weiteren Emissionen durch mehr Zulieferverkehr zumuten». Bei einem weiteren Betriebsbewilligungsverfahren rechnen sie mit Einsprachen.

2021 gab es in der Schweiz 121 landwirtschaftliche Biogasanlagen. Drei mehr als im Jahr zuvor. Nebst der Landwirtschaft produzieren auch Kläranlagen und Kehrichtverbrennungsanlagen Biogas. Die Anzahl Anlagen und die Gesamtelektrizitätsmenge stagnieren dort allerdings.

Steigende Gaspreise – gleicher Ertrag

Wegen langfristigen Verträgen profitieren die Biogashersteller nicht von den gestiegenen Gaspreisen. «Wir erhalten immer noch gleich viel für unser Gas», sagt Britschgi von der Rhy Biogas AG.

Herausforderungen in der Schweiz

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In der Schweiz ist der inländische Biogasanteil im Vergleich zu anderen europäischen Ländern marginal. Dr. Vanessa Burg forscht für das Bundesamt für Energie an der Gewinnung von Biogas. Sie sagt: «Die Schweizer Landwirtschaftsbetriebe sind verhältnismässig klein». Es sei deshalb zwingend, dass sich Betriebe für Anlagen zusammenschliessen. «Das macht es schwieriger als in Nachbarländern wie zum Beispiel Deutschland».

Es sei zudem wenig sinnvoll, Biomasse über grosse Strecken zu transportieren, um dann daraus Gas zu gewinnen. Auch dieser Sachverhalt schränke die Machbarkeit in der Schweiz etwas ein.

Vorzeigebeispiel ist für Vanessa Burg Dänemark. Dort werden 25 bis 30 Prozent des Gasbedarfs mit Biogas abgedeckt. «Dänemark hat eine Strategie und fördert Biogas».

Dass Gas irgendwann als Energiequelle verschwinden wird, davon gehen die Unternehmer in Widnau nicht aus. Sie rechnen damit, dass vor allem die Industrie weiterhin Gas für ihre Prozesse brauchen wird – auch wenn die Gesetze strenger werden sollten.

Regionaljournal Ostschweiz, 19.12.2022, 17:30 Uhr ; 

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