Für die einen Freiheit auf kleinen Rädern – für die anderen Stadt-Plage mit Risikofaktor. Nirgendwo in der Schweiz erhitzen Elektro-Trottinette die Gemüter so wie in Zürich.
4000 Miet-E-Trottinette von fünf Anbietern sind in Zürich im Einsatz. Und es könnten gemäss Stadt Zürich noch mehr werden. Eine schlechte Nachricht für Christian Thomas: Das Vorstandsmitglied des Fussgängervereins Zürich ärgert sich über Hindernisse, Einschränkungen und Gefahren für Fussgängerinnen und Fussgänger, die der Elektro-Trotti-Boom verursacht.
Konfliktzone Trottoir
«Wenn man eine Stadt will, in der man sich wohlfühlt, dann müssen sich Fussgänger unbehelligt auf dem Trottoir bewegen können», sagt Thomas gegenüber der «Rundschau» bei einem Rundgang durch die Zürcher Innenstadt. «Doch das ist leider nicht mehr der Fall.» Er meint damit Miet-E-Trottinette, die so abgestellt oder hingeworfen sind, dass Fussgängerinnen und Fussgänger ausweichen müssen.
Verärgert ist er auch über die vielen Elektro-Trottinettfahrer, die mit Slalomfahrten in der Fussgängerzone ein Sicherheitsrisiko sind. «Das Fahren auf dem Trottoir ist verboten», sagt er. «Nur hält sich leider kaum jemand daran.»
Viele Elektro-Trottinettbenutzer kennen den Ärger der Fussgänger. «Wenn ich auf dem Trottoir fahre, werde ich regelmässig beschimpft», sagt ein junger Mann. Doch warum fährt er trotz Verbot auf dem Trottoir? «Es ist mir schlicht und einfach zu gefährlich auf der Strasse. Ich habe Angst.»
Trotzdem will er sich den Spass am Elektro-Trottinett nicht nehmen lassen. «Für mich gibt es kein besseres Verkehrsmittel, um rasch in der Stadt vorwärtszukommen.»
Stärkere Regulierung?
Die Konflikte auf dem Trottoir zeigen nun langsam Folgen. Immer mehr Städte setzen auf stärkere Regulierungen. Die französische Hauptstadt Paris will nach einer Volksbefragung diesen Sommer die Miet-Elektro-Trottinette komplett verbieten.
Die Stadt Zürich will von einem Verbot wie in Paris nichts wissen. Wernher Brucks, Leiter Verkehrssicherheit der Stadt Zürich, räumt aber auch ein, dass es Handlungsbedarf gibt: «Wir verbessern unsere Infrastruktur für den Veloverkehr», sagt er. «Davon profitieren auch die Elektro-Trottinette.»
Rücksichtsloses Parkieren und das Missachten der Fahrverbote auf dem Trottoir wolle man nun auch in Zürich mit stärkerer Regulierung bekämpfen, so Brucks. Dabei helfe der technische Fortschritt. «Zonen, in denen der Anbieter die Fahrt auf den Mietfahrzeugen mittels GPS technisch ausbremst, sind schon heute möglich. Da gibt es noch viel Potenzial.»