«Nach über dreissig Jahren politischer Arbeit, mehr als ein Vierteljahrhundert davon in einer Exekutivfunktion, ist es an der Zeit, den Stab weiterzureichen»: Mit diesen Worten kündigte Viola Amherd ihren Rücktritt aus dem Bundesrat an.
Wenn die Walliserin Ende März aus der Landesregierung ausscheidet, endet also auch eine lange Politkarriere. Doch Amherds Amtszeit im Bundesrat wird mit sechs Jahren und drei Monaten als eine verhältnismässig kurze in die Historie eingehen. Nur sieben Bundesräte waren seit Einführung der Zaubeformel 1960 weniger lang im Amt:
René Felber (5 Jahre und 3 Monate)
Die Amtszeit des SP-Bundesrates war ein Jahr kürzer als diejenige Amherds. Als Aussenminister arbeitete der Neuenburger auf eine Annäherung der Schweiz an Europa hin. Mit dem EWR-Nein der Bevölkerung im Dezember 1992 erlitt Felber seine grösste Niederlage. Überschattet wurde seine Amtszeit (1988 - 1993) von einer Blasenkrebserkrankung. Er musste schliesslich aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten. Übrigens: Wie Amherd verkündete er seinen Rücktritt nach der ersten Bundesratssitzung des Jahres – Ende März 1993 schied er aus dem Amt aus.
Fritz Honegger (5 Jahre)
Der Zürcher FDP-Mann gehörte der Landesregierung von Anfang 1977 bis Ende 1982 an. Der Wirtschaftsminister galt als ruhiger Schaffer, der wenig Wert auf grosse Auftritte legte. Er trat gemeinsam mit Hans Hürlimann (CVP) zurück, um eine Erneuerung des Bundesrats zu ermöglichen. Honegger ist damit der Bundesrat mit der kürzesten Amtszeit, der wie Amherd aus komplett freien Stücken zurücktrat.
Ruth Metzler-Arnold (4 Jahre und 9 Monate)
Ganz und gar nicht freiwillig schied Ruth Metzler aus dem Amt (1999 - 2003). Der Sitz der CVP-Frau wurde nach den Eidgenössischen Wahlen 2003 von der Wahlsiegerin SVP mit Christoph Blocher erfolgreich angegriffen. Metzler verliess die Landesregierung im fast schon jugendlichen Alter von 39 Jahren und war damit nach über 130 Jahren das erste Mitglied des Bundesrats, das abgewählt wurde.
Elisabeth Kopp (4 Jahre und 2 Monate)
Auch die erste Frau im Bundesrat trat nicht aus ganz freien Stücken zurück. Kopp wurde ein Skandal um ihren Ehemann zum Verhängnis. 1988 war bekannt geworden, dass sie ihren Ehemann in einem Telefonanruf wegen einer möglichen Verwicklung in Geldwäscherei zum Rückzug aus einem Unternehmen aufgefordert hatte. Der öffentliche Druck bewog sie schliesslich zum Rücktritt aus dem Bundesrat (1984 - 1989). Ein Jahr später wurde sie vom Bundesgericht vom Vorwurf der Amtsgeheimnisverletzung freigesprochen.
Christoph Blocher (4 Jahre)
Der SVP-Mann amtete während genau einer Legislatur als Justizminister (2004 - 2007). Nachdem er vier Jahre zuvor CVP-Frau Ruth Metzler aus dem Bundesrat drängen konnte, mobilisierten die linken Fraktionen unter Mithilfe einiger CVP-Vertreter bei den Gesamterneuerungswahlen 2007 eine breite Opposition gegen Blocher. Dieser unterlag schliesslich seiner Parteikollegin Eveline Widmer-Schlumpf.
Alphons Egli (4 Jahre)
Auch der Luzerner CVP-Mann war wie Blocher vier Jahre im Bundesrat (1983 – 1986). Egli trat aus gesundheitlichen Gründen per Ende 1986 zurück. Umweltthemen prägten das Engagement Eglis im Bundesrat. Im Zentrum seiner Arbeit als Innenminister standen der Kampf gegen Umweltverschmutzung und Waldsterben.
Rudolf Friedrich (1 Jahr und 10 Monate)
Als Bundesrat mit der kürzesten Amtszeit geht Rudolf Friedrich in die Geschichte ein (1983 - 1984). Der FDP-Bundesrat musste nach nicht einmal zwei Jahren im Amt im Oktober 1984 aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten.