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Rüüdig, dieser Fasnächtler! Der bald 100-Jährige, der noch immer Fasnacht feiert

Robert Beul aus Ebikon LU feiert am 5. April seinen 100. Geburtstag. Und ist noch immer ein aktives Zunft-Mitglied.

1500 Fasnachtsbegeisterte – davon 400 Kinder – sind am Güdisdienstag durch Ebikon gezogen. Jeweils gegen 20'000 Menschen verfolgen den bunten Korso vom Strassenrand mit. Ein Umzug bei Prachtswetter. Bloss einer fehlte: Robert Beul, treues Mitglied der lokalen Rotseezunft.

Am 5. April darf er seinen 100. Geburtstag feiern. Angesichts des hohen Alters riet ihm der Arzt dieses Jahr von einer Teilnahme am Umzug ab. Denn heuer ist offenbar nicht nur das Fasnachtsvirus im Umlauf. «Sondern auch Lungenentzündungen», sagt Beul.

Älterer Mann mit rotem Hut im Hausflur.
Legende: Robert Beul darf am 5. April seinen 100. Geburtstag feiern und will sich dabei nicht «lumpen» lassen. «75 Gäste sind eingeladen.» SRF/Primus Ettlin

Dass er passen muss, reut ihn. «Ich hätte den Umzug gerne gesehen.» Wen wundert's. Robert Beul hat die Fasnacht im Dorf in den letzten Jahrzehnten an vorderster Front mitgeprägt. Doch der Reihe nach.

Vom Intrigieren und der Jagd mit «Saublaatere»

Das närrische Treiben kennengelernt hat Beul im Kanton Schwyz, in der March. Umzüge gab es damals noch kaum. Die Fasnacht sei vielmehr in den Beizen ausgelebt worden. «Dort nahmen sich die Leute auf die Schippe, man intrigierte.»

Als junger Bub habe er daran natürlich noch nicht selber teilnehmen dürfen. Umso lebhafter sind Beuls Erinnerungen an die Hexen, die die Kinder damals durchs Dorf jagten. «Ältere Jugendliche hatten an einem Stecken eine ‹Saublaatere› befestigt und versuchten, uns damit zu erwischen.» Ein paar Schläge habe er schon abgekriegt.

Ein Vereinsmeier durch und durch

Mit 19 Jahren zog es Robert Beul aus dem Kanton Schwyz weg – berufliche Gründe gaben den Ausschlag. Der gelernte Bauzeichner liess sich im Kanton Zürich zum Architekten ausbilden, die Arbeit als Bauleiter zog ihn schliesslich 1966 nach Luzern und ein paar Jahre später nach Ebikon.

Dass in Beul ein Fasnächtler steckte, blieb Aussenstehenden nicht verborgen. Vor allem sein humoristisches Talent, das er bereits in Jugendtheater ausgelebt hat, machte schnell die Runde. 1977 klopfte die Rotseezunft Ebikon bei ihm an. Und auch der Männerchor war schon bald um eine Tenor-Stimme reicher. «Meine Frau war nicht immer erfreut über all die Tätigkeiten.»

Für den Zunfthut ist bei der Garderobe ein fester Platz reserviert.
Autor: Robert Beul Bald 100-jähriger Zünftler

Sein fasnächtlicher Höhepunkt: die Inthronisation als Zunftmeister anno 1980. «Ich erlebte den Umzug in einer Kutsche voller Konfetti», sagt Robert Beul. Sein Zunfthut – ein Filzhut im orientalischen Stil – weist seither einen goldigen Strich auf. Das Markenzeichen der Zunftmeister. «Für den Hut ist bei der Garderobe ein fester Platz reserviert.» Das ganze Jahr über.

Im hohen Alter zum «Rüzö» gekürt

Der fasnächtliche Ritterschlag quasi wurde Robert Beul 2023 zuteil: Die Rotseezunft ehrte ihn als «rüüdiger Zönftler». Ein Auszug aus der Laudatio in Reimform:

Ein Mann, mit so viel Schalk in seinen Augen, stets gut gelaunt – man kann es fast nicht glauben. Ein Vorbild – wie man das Alter leben soll, wir Narren finden das schon toll.

Die Urkunde des «Rüzö 2023» hängt in Beuls Stube. Er zeigt sie mit Stolz, spricht von einer Art «Denkmal». «Die Ehrung zeigt: Was man in der Zunft geleistet hat, wird honoriert.»

Älterer Mann mit rotem Hut vor Infotafel.
Legende: Mit 98 Jahren hat die Rotseezunft Robert Beul als «rüüdiger Zönftler» ausgezeichnet. Als Zünftler gestaltete Robert Beul auch zwei Fasnachtsplaketten. SRF/Primus Ettlin

Nicht zuletzt diese Wertschätzung ist es wohl, die Robert Beul seit Jahrzehnten in der Zunft hält. Aufhören? Daran mag er gar nicht denken. «Ich bin ein fröhlicher Mensch und gerne dabei. Darum kann ich ruhig noch weitermachen.»

Regionaljournal Zentralschweiz, 4.3.2025, 17:30 Uhr ; 

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