«Auf diese Ankündigung hat die Westschweiz gewartet», so empfand es zumindest die Westschweizer Tagesschau am Mittwochabend. Der «Samichlaus Rösti» entlaste die Bahnachse Lausanne–Genf, so haben die Zeitungen «24 Heures» und «Tribune de Genève» die Ankündigung beschrieben. Diese ist für die Waadtländer Verkehrsdirektorin Nuria Gorrite die erste gute Nachricht seit langem.
Gleich mehrere Bahnprojekte waren schlecht aufgegleist in der Romandie. Wegen Fehlern bei der Planung verzögert sich der Ausbau des Bahnhofs Lausanne um mehrere Jahre und ist frühestens 2037 fertig. Zudem fahren die Züge in der Romandie weniger pünktlich als in der Deutschschweiz. Und das Netz ist schlechter unterhalten. Deshalb gab es zuletzt viel Unmut westlich des Röstigrabens über den öffentlichen Verkehr.
Tunnel Morges–Perroy
Nun soll ein Tunnel zwischen Morges und Perroy Entlastung und eine Ausweichroute auf der Strecke Lausanne–Genf ermöglichen. Das ist bitter nötig, denn vor zwei Jahren sorgte eine Gleisabsenkung dafür, dass mehrere Tage keine Züge mehr passieren konnten. Diese neun Kilometer seien aber nur der erste Teil der neuen Strecke, sagt Gorrite: «Der Tunnel hat den Vorteil, dass der Bahnverkehr auf der bisherigen Strecke während der Bauzeit nicht leidet», sagt Gorrite.
Nach all den Problemen ist die Ankündigung vom Mittwoch auch für den Waadtländer FDP-Ständerat Olivier Français, einen der wichtigsten Verkehrspolitiker aus der Westschweiz, «Balsam für die Seele». Er freut sich über 1.3 Milliarden Franken für einen neuen Tunnel und eine halbe Milliarde für den Ausbau des Bahnhofs Genf. «Diese Gelder sind ein gutes Zeichen, gerade in Zeiten eines angespannten Finanzhaushaltes auf Bundesebene», sagt Français.
Nicht auf dem Abstellgleis
Aber nicht alle Probleme seien damit gelöst, denn zwischen Bern und Zürich würden die Züge immer noch viel schneller fahren als zwischen Lausanne und Genf oder Winterthur und St. Gallen, sagt Olivier Français: «Beim Service public sollten alle Kunden die gleichen Leistungen erhalten.»
Bis diese in der Westschweiz besser werden, müssen sich die Passagiere zunächst gedulden. Wegen der Baustellen wird der Fahrplan zuerst jahrelang schlechter, bis endlich mehr Züge verkehren können. «Dennoch bleibt von der Ankündigung das Gefühl, dass die Westschweiz gehört wurde», sagt die Waadtländer Verkehrsdirektorin Nuria Gorrite. Die Romandie hat so trotz der Probleme nicht mehr das Gefühl, auf dem Abstellgleis gelandet zu sein.