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SBB-Experiment: Klassische Klänge sollen für freien Bahnhofseingang sorgen
Aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 04.06.2024. Bild: KEYSTONE/Christian Beutler
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SBB-Experiment Klassische Musik soll Stau am Bahnhofseingang in Bern verhindern

Die SBB lässt am Bahnhof Bern klassische Musik spielen, damit die Leute den Eingang nicht verstopfen. Das kreative Experiment zeigt Wirkung, löst aber auch Kritik aus.

Geigen- und Klaviertöne sind am Eingang des Bahnhofs in Bern aus den Lautsprechern zu hören. Die SBB spielt seit Mitte Mai bewusst klassische Töne im Eingangsbereich ab, um Stau zu verhindern.

«Der Ein- und Ausgang ist ein beliebter Treffpunkt», erklärt SBB-Mediensprecher Moritz Weisskopf. Da würden sich Freizeitreisende, Touristen, Pendlerinnen, aber auch Leute zum Feierabendbier treffen – und den Eingang verstopfen.

«Mit dem Pilotversuch wollen wir testen, welchen Einfluss die Musik vor allem auf den Personenfluss hat.» Der Ein- und Ausgang soll möglichst frei bleiben, die Leute sollen weiterlaufen und nicht stehen bleiben. Ein Versuch, den andere Städte kennen.

Eingang eines modernen Bahnhofgebäudes mit Menschen.
Legende: Wer in den Haupteingang läuft, hört seit Mitte Mai klassische Musik. SRF/Aline Langenegger

Die SBB führte bereits vor zehn Jahren einen ähnlichen Versuch im Bahnhof von La Chaux-de-Fonds durch. Damals wollte das Bahnunternehmen vor allem das Sicherheitsgefühl verbessern und ungebetene Gäste vertreiben, die den Eingang besetzten, ohne den Zug nehmen zu wollen. Die Kundschaft habe sich über diese Personen beschwert – in Neuenburger Tageszeitungen war die Rede von Personen aus Randgruppen.

Kritik an Aktion in La Chaux-de-Fonds

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Der Versuch vor zehn Jahren stiess bei einigen Gruppen in La Chaux-de-Fonds nicht auf Gegenliebe.

Wie die Neuenburger Tageszeitungen «L'Express» und damals «L'Impartial» berichteten, waren einige Leute wütend über den Musikstil oder die Lautstärke.

Sie würden sich verdrängt und diskriminiert fühlen, sagte etwa eine junge Frau. Ein Lautsprecher wurde gar von der Decke gerissen.

Auch an mehreren Bahnhöfen im Ausland wurde Musik gespielt. Eine Sprecherin der Berliner Verkehrsbetriebe sagte vor zwei Jahren in der Berliner Zeitung, dass Klassik beruhigend wirken könne – so komme man nicht auf dumme Gedanken.

Zudem hätten Erfahrungen aus Städten wie Hamburg, München, Barcelona oder Montreal gezeigt, dass die Dauerbeschallung Drogenhändlern, Obdachlosen oder anderen ungebetenen Gästen derart auf die Nerven geht, dass sie sich lieber woanders aufhalten. Pendlerinnen und Pendler würden sich so sicherer fühlen.

In Bern bereits ruhiger geworden

Auch im Bahnhofseingang in Bern gibt es ungebetene Gäste. Gruppen, die sich direkt am Eingang treffen und laute Musik aus ihren eigenen Boxen hören. «Wenn man draussen sitzt und die laute Musik und das Geschrei hört, ist das unangenehm», erzählt Michelle Flörl, Geschäftsführerin des Florian Caffè & Bar direkt beim Eingang.

Frau in einem Café vor einem Fenster mit Strassenszene im Hintergrund.
Legende: Es gebe weniger laute Musik rund um das Florian Caffè & Bar, sagt Geschäftsführerin Michelle Flörl. SRF/Aline Langenegger

Jetzt seien zwar die klassischen Melodien zu hören, allgemein sei es jedoch ruhiger geworden: «Die Leute, die sonst hier waren, spielen keine eigene Musik mehr über ihre Boxen ab.»

Der harte Kern sitzt immer noch in unseren Blumentöpfen.
Autor: Jacqueline Bräuer Leiterin Restaurant Tibits Bahnhof Bern

Bei den Jugendlichen habe sich die Situation entspannt, bestätigt auch Jacqueline Bräuer, Leiterin des Restaurants Tibits direkt gegenüber. Aber: «Der harte Kern sitzt immer noch in unseren Blumentöpfen und wir haben ein grosses Litteringproblem.» Zum Pilotversuch allgemein sagt sie: «Die Mission ist noch nicht ganz erfüllt und hat noch viel Potenzial.»

Test läuft drei Monate

Die SBB betont, der Test richte sich nicht gezielt an eine Personengruppe, sondern möchte das Nadelöhr auflösen. Ob und mit welcher Musik das gelingt, werde bis Mitte August getestet.

Einige Passantinnen und Passanten sagten gegenüber SRF, sie hätten die Musik zum Teil gar nicht wahrgenommen – oder die Musik sei angenehm und beruhigend; es gebe gute Laune und animiere eher zum Bleiben als zum Gehen.

Klassische Musik seit 2010

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Am Bahnhof Heerbrugg in der Gemeinde Au (SG) ist seit 2010 klassische Musik aus den Lautsprechern zu hören. Die Gemeinde führte die Massnahme ein, um eine angenehme Atmosphäre zu schaffen und das Zusammenleben der Besuchenden zu verbessern. Der Gemeindepräsident habe sich in London inspiriert, schreibt die Rheintaler Zeitung.

Die Musik war eine von vielen Massnahmen, um das Areal freundlicher, sauberer und sicherer zu machen.

Ob die Leute mit anderer Musik zum Weitergehen animiert werden können, testet die SBB: «Angefangen haben wir nun mit Klassik, Instrumental, mit und ohne Gesang», sagt SBB-Sprecher Moritz Weisskopf. Sie würden sich die Freiheit offenlassen, auch andere Musikrichtungen auszuprobieren. Welche, will er nicht verraten. Nur so viel: «Eher Hintergrundmusik und nicht gerade Heavy Metal.»

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Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 04.06.2024, 06:31 Uhr ; 

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