In den vergangenen Wochen wurde im Kanton Zürich eine Population des Japankäfers entdeckt. Wie Bund und Kanton am Mittwoch bekannt gaben, wird alles darangesetzt, den Schädling «zu tilgen», also auszurotten.
Es ist das erste Mal, dass sich der Käfer nördlich der Alpen ausbreitet. In Italien und im Tessin wächst der Käferbefall schon seit Jahren stetig und ist zu einem Problem für die Landwirtschaft geworden.
Eigentlich ist oder besser gesagt war die Hoffnung, dass die Alpen als natürliche Grenze Nordeuropa vor dem Japankäfer schützen. Mit dem Befall in Zürich gerät die Hoffnung jetzt aber ins Wanken. Auch der Blick in die Vergangenheit zeigt: Der Japankäfer hat sich in immer mehr Gebieten ausgebreitet, wo er eigentlich nicht hingehört.
Wie sein Name schon sagt, kommt der Käfer ursprünglich aus Japan. Um 1920 wurde er in die Vereinigten Staaten verschleppt. Inzwischen ist der Schädling im Mittleren Westen, im Süden und Osten der USA präsent. Später wurde er auch in Kanada entdeckt.
In den 1970er-Jahren gelangte der Japankäfer auf die Azoren im Atlantik. Trotz Versuchen, ihn einzudämmen, konnte er sich auf mehreren Inseln ausbreiten.
2014 wurde die invasive Art in der Nähe des Flughafens Mailand-Malpensa in Norditalien entdeckt. Dabei hat man festgestellt, dass der Japankäfer aus Nordamerika und nicht aus Japan oder den Azoren eingeschleppt wurde, wie Peter Kupferschmied, Leiter Fachbereich Pflanzengesundheit beim Bundesamt für Landwirtschaft (BLW), sagt.
In Schweizer Falle getappt
«Von dem Fundort in der Nähe von Mailand aus hat sich der Käfer radial in alle Richtungen ausgebreitet», erklärt Kupferschmied. Um rund fünf Kilometer pro Jahr weite sich das Befallsgebiet aus.
Seit dem Vorkommen in Italien hätten dann auch die Schweizer Behörden die Ausbreitung aufmerksam beobachtet. «2017 haben wir ganz im Süden des Tessins, in Stabio, den Japankäfer zum ersten Mal in einer Falle festgestellt.»
2020 seien schliesslich die ersten erwachsenen Käfer in Tessiner Rebbergen gesichtet worden, erzählt Kupferschmied. «Vorher waren es nur Einzelne, die in Fallen geflogen sind. Ab dann war der Japankäfer offiziell in der Schweiz.»
Relativ rasch sei klar gewesen: Der Käfer lässt sich nicht mehr «tilgen», also ausrotten. Darum stellten die Behörden die Strategie auf Eindämmung um. «Das Ziel von diesen Massnahmen ist es, eine weitere Verbreitung zu verlangsamen.»
Hoffnung ruht auch auf den Alpen als natürliche Barriere, wie Kupferschmied erklärt. Trotzdem sei es möglich, dass der Käfer mit menschlicher Hilfe etwa im Reisegepäck oder auf Transportgut in andere Regionen gelangt.
So wurde 2021 in Basel-Stadt und 2022 in Solothurn jeweils ein einzelner Japankäfer in einer Falle entdeckt. Ein Befall ist aber in beiden Fällen nicht festgestellt worden. Anders sieht es jetzt dagegen in Kloten aus.
Am Mittwoch, 12. Juli, wurden bei einer Routinekontrolle vier erwachsene Japankäfer in einer Falle in Kloten entdeckt, hiess an der Medienkonferenz des Kantons. Am Tag darauf bestätigte die Agrarforschungsanstalt Agroscope den Fund. Wenig später begann der Kanton damit, mit zusätzlichen Fallen nach den Schädlingen zu suchen.
Inzwischen seien rund 130 Käfer eingefangen worden, sagt Kupferschmied. Er geht davon aus, dass es rund 1000 Käfer im Gebiet gibt. «Wir haben gesehen, dass die Ausbreitung sehr lokal ist. Es betrifft wahrscheinlich ein paar Wiesen», sagt er. Nun versucht der Kanton, die Schädlinge dort gezielt zu bekämpfen.