Zuerst sah es nach einem sonnigen Wochenende aus, nun haben sich die Prognosen eingetrübt. Der Sommer lässt weiter auf sich warten. Warum können sich Wetterprognosen so schnell ändern? Antworten dazu hat SRF-Meteorologe Jürg Ackermann.
Wie sieht die Arbeit eines Meteorologen aus?
Die Arbeit beginnt schon vor dem eigentlichen Schichtbeginn – auf dem Weg zur Arbeit. Da schaue ich mir das aktuelle Wetter an und ob das in etwa übereinstimmt mit dem, was ich am Tag zuvor vorausgesagt habe. Im Büro verschaffe ich mir erst einmal einen groben Überblick: Ich betrachte zunächst die Grosswetterlage, die sogenannte Synoptik: Wo befinden sich die Hochdruckgebiete, die Tiefdruckgebiete? Wo sind die Fronten in der Nähe in Europa? Wie bewegen sich diese in naher Zukunft weiter? Erst danach schaue ich, wie sich diese Grosswetterlage auf das Wetter in der Schweiz auswirkt oder auswirken könnte. Zunächst einfach mal im Kopf: Was könnte es bedeuten, dass da ein Tiefdruckgebiet im Westen ist, ein Hoch, das abzieht? Was könnte es für unser Wetter bedeuten? Die Grosswetterlage sehen wir in globalen Modellen. Die haben eine sehr grobe Auflösung.
Wie entsteht der Wetterbericht für die Schweiz?
Für die Lokalprognose in der Schweiz sehe ich dann auf den Lokalmodellen, die eine Auflösung von einem Kilometer etwa haben, wie sich diese Grosswetterlage auf das Wetter in der Schweiz auswirkt. Ob es sich so auswirkt, wie ich es mir gedacht habe, wenn nicht, wieso? Was könnten da die Unsicherheiten sein, die die Modelle nicht drin haben? Das sind sehr viele Fragen, die ich mir am Anfang der Schicht stelle – auch was ich mit dem Team diskutieren muss.
Warum gibt es Interpretationsspielraum?
Die Modelle berechnen das Wetter jeweils an einem bestimmten Punkt auf der Erde und dann wieder einige Kilometer weiter weg beim nächsten Punkt. In den globalen Modellen, die das Wetter weltweit berechnen, liegen diese Punkte weiter auseinander als bei lokalen Modellen – zum Beispiel 50 Kilometer. Mit anderen Worten: Ein globales Modell kann vielleicht zeigen, wie das Wetter in Luzern und Locarno ist. Was aber dazwischen im Alpenraum passiert, wird nicht abgebildet. «Wir haben aus den globalen Modellen einen Ausschnitt, der dann noch feiner gerechnet wird», so Ackermann. «Mittels Supercomputern werden diese Punkte dann gerechnet. Und schlussendlich bei den lokalen Modellen sind wir dann bei einer Auflösung von 1 bis 2 Kilometern und da können wir auch schon lokale Windphänomene in einem Alpental besser auflösen, als in einem globalen Modell überhaupt möglich ist.»
Wie werden die Modelle gespiesen?
Die nationalen Wetterdienste, die die Bodenmessnetze bedienen, liefern die Daten. «In der Schweiz haben wir über 300 Bodenmessstationen», so Ackermann. «Aber nur wenige, die schlussendlich in die globalen Modelle fliessen. Jedes Land hat mehr oder weniger viele Messstationen. «Das sind die Bodenmessungen. Aber schlussendlich findet das Wetter ja nicht am Boden statt, sondern in der Luft, in der Atmosphäre. Und da fehlen sehr viele Messungen. Vor allem in der Corona-Zeit hatten wir auch gelesen, dass die Wettermodelle schlechter wurden, weil auch die Messdaten aus der Atmosphäre fehlten. Bei den Flugzeugen hat es Messsonden, die schlussendlich die vertikale Auflösung für die Wettermodelle generieren. Zum anderen haben wir auch noch viele Satellitenmessungen, die in die Wettermodelle einfliessen.
Die News und was dahinter steckt. Mit News Plus gehst du gut informiert in den Feierabend.
Um diesen Podcast zu abonnieren, benötigen Sie eine Podcast-kompatible Software oder App. Wenn Ihre App in der obigen Liste nicht aufgeführt ist, können Sie einfach die Feed-URL in Ihre Podcast-App oder Software kopieren.