- Thomas Manhart entschuldigt sich schriftlich bei dem einer breiten Öffentlichkeit bekannten Häftling Brian.
- Manhart war von 2007 bis 2019 Leiter des Zürcher Justizvollzugs und damit mitverantwortlich, dass der heute 28-jährige Häftling in Einzelhaft kam.
- Auslöser für den Brief seien der laufende Prozess gegen Brian sowie ein Gutachten gewesen.
Im August 2018 wurde der schweizweit bekannte Strafgefangene Brian in Einzelhaft verlegt. Thomas Manhart war als damaliger Gefängnischef mitverantwortlich dafür.
Ein Gutachten von vergangener Woche habe ihm die Augen geöffnet. Der amtliche Gutachter Jonas Weber gab darin bekannt, dass die dreieinhalb Jahre Einzelhaft klar rechtswidrig waren.
In dem von Hand geschriebenen Brief entschuldigt sich Manhart «in aller Form für das Unrecht, das Ihnen unter meiner Verantwortung angetan wurde, und für die Verletzung Ihrer Menschenrechte, die überlange Einzelhaft, die Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit, welche ich mitverantwortet habe». Der Brief liegt dem «Tages-Anzeiger» vor.
«Menschenrechtswidriges Justizsystem»
Er selbst sei «Teil der Maschinerie gewesen, die Ihnen Unrecht angetan hat», was durch nichts zu rechtfertigen sei. Thomas Manhart spricht von einem «repressiven und menschenrechtswidrigen Justizsystem». Er wolle sich seiner Verantwortung stellen, denn das Geschehene belaste ihn zunehmend.
Manhart schreibt, er hoffe, dass die schwierige Zeit für Brian nun ein Ende habe. Der Brief endet mit den Worten: «Mögen sich Ihre Wünsche und Träume endlich erfüllen!» Brian habe sich laut seinen Anwälten über den Brief gefreut, berichtet der «Tages-Anzeiger». Endlich werde er gehört und die unmenschliche Behandlung werde anerkannt. Laut der Zeitung wollte die Justizdirektion keine Stellung nehmen.
Brian steht erneut vor Gericht
Der Strafgefangene steht am Bezirksgericht Dielsdorf vor Gericht. Angeklagt ist er wegen über 30 Delikten. Diese soll er zwischen November 2018 und Juni 2022 in der Strafanstalt Pöschwies im zürcherischen Regensdorf begangen haben.
Beim schwersten neu angeklagten Delikt, einer versuchten schweren Körperverletzung, soll Brian eine Glasscherbe in Richtung eines Aufsehers geworfen haben. Dieser wurde oberhalb des Auges verletzt.
Daneben geht es um drei einfache Körperverletzungen, sieben Sachbeschädigungen, fünf Drohungen und 19 Fälle von Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte.
Bekannt wurde Brian durch einen SRF-Film aus dem Jahr 2013. Brians Hoffnung liege auf dem Urteil im laufenden Verfahren. Es wird am Mittwoch erwartet.