Dominic Lehmann ist in den letzten Vorbereitungen. Ab morgen steht der Zürcher Student der Pädagogischen Hochschule Zürich als Lehrer einer 9. Klasse im Einsatz. Lehmann ersetzt eine Lehrperson, die zur Risikogruppe gehört und deshalb ersetzt werden muss. Der Einsatz dauert bis zu den Sommerferien.
«Ich werde am Montag mit gemischten Gefühlen in das Schulzimmer gehen. Zum einen ist es keine übliche Situation, denn der Unterrichtet findet in Halbklassen statt. Zum anderen gibt es Vorgaben bezüglich dem Abstand einhalten.»
«Es wird stets ein Abwägen sein»
Er dürfe den Schülerinnen und Schülern nicht die Hand geben und begleite seine Gruppe auch in die Pausen, damit die Kontakte mit anderen Kindern nicht zu eng werden. «Es wird stets ein Abwägen sein zwischen der Kontrolle über die Gruppe und mir als Lehrperson, die dafür zuständig ist, den Schulstoff zu vermitteln.» Student Lehmann hat bereits viel Erfahrung und leistete bereits über 50 Einsätze als Lehrer.
Laut Lehmann sollte es kein Problem sein, dass die Schüler die Corona-Regeln einhalten, «denn bereits zu Beginn der Coronakrise mussten sie sich an die Situation anpassen und das funktionierte gut.»
Studenten nur im Notfall
Im Kanton Luzern zum Beispiel kommen Studentinnen und Studenten nur im Notfall zum Einsatz. Der Leiter der Dienstelle Volksschule LU, Charles Vincent, erklärt: «Da die meisten PH-Studierenden in den nächsten Wochen noch die Abschlussprüfungen bzw. andere Prüfungen absolvieren müssen, gibt es kein Vorhaben, diese Studierenden in einem grösseren Rahmen als Stellvertretungen in den Luzerner Schulen einzusetzen.»
Falls Klassenlehrpersonen in den nächsten Wochen fehlen würden, setze man Fachlehrpersonen, IF-Lehrpersonen (Integrative Förderung) und «normale» Stellvertretungen ein. «Von den Schulleitungen wissen wir, dass einzelne Lehrpersonen fehlen werden, doch konnten im genannten Rahmen Lösungen gefunden werden.»
Neue Risikopatienten kamen dazu
Wie viele Lehrpersonen ab Montag ersetzt werden müssen, kann nicht beziffert werden. Schätzungen gehen von 10 bis 15 Prozent aus. Laut Dagmar Rösler, Zentralpräsidentin des Dachverbandes Lehrerinnen und Lehrer Schweiz, sind 15 Prozent eine plausible Schätzung.
Thomas Minder, Präsident des Schweizer Schulleiterverbandes, erklärt gegenüber SRF, dass je nach Region bis zu 20 Prozent der Lehrpersonen ausfallen. «Neben den üblichen Krankheitsfällen, die es bereits vor der Coronakrise gab, kommen nun Corona-Risikopatienten dazu. Das sind häufig Senioren, die aufgrund des Lehrermangels, der bereits vor der Coronakrise herrschte, eingesetzt wurden und nun zur Risikogruppe gehören.»
Laut Minder können die nun freien Stellen mit Teilzeitlehrern, Lehrerinnen und Lehrer, die eine Auszeit genommen haben und jetzt wieder einsteigen und das Pensum erhöhen, oder Studentinnen und Studenten besetzt werden. «Ich rechne aber damit, dass es weitere Ausfälle gibt, möglicherweise auch Corona-Erkrankungen.»