- Trotz einer Impfung kann es zu einer Ansteckung mit dem Coronavirus kommen – wenn sich daraus eine Erkrankung entwickelt, spricht man von einem Impfdurchbruch.
- Gemäss Zahlen des BAG sind Impfdurchbrüche jedoch sehr selten.
- Die wissenschaftliche Taskforce des Bundes beobachtet die Situation, um den Zeitpunkt für eine allfällige Auffrischungsimpfung zu bestimmen.
Vergangene Woche wurde bekannt, dass der Alt-Nationalrat Andreas Herczog trotz Impfung an Covid gestorben ist. Es ist nicht der erste Fall eines tödlichen Impfdurchbruches in der Schweiz. Insgesamt 47 Menschen sind nach aktuellen Zahlen des BAG bisher am Coronavirus gestorben, obwohl sie vollständig gegen das Virus geimpft waren.
Vor allem ältere Personen waren von Impfdurchbrüchen betroffen, die zu Hospitalisationen oder Todesfällen führten. So betrafen 39 der 47 Impfdurchbrüche mit tödlichem Verlauf Menschen über 80, wie der Situationsbericht des BAG zur Woche 36 zeigt. Bei den Hospitalisationen trotz vollständiger Impfung waren rund 65 Prozent der Betroffenen über 70-jährig.
Impfdurchbrüche nicht auszuschliessen
Die Zahl der Ansteckungen unter vollständig Geimpften – also Personen, die seit mindestens 14 Tagen mit zwei Impfdosen geimpft sind – erfasst das BAG seit Ende Januar 2021. Seither wurden 1845 solche Fälle gezählt. Der Vergleich zu allen vollständig Geimpften und den positiven Fällen, Hospitalisationen sowie Todesfällen zeigt, dass Impfdurchbrüche sehr selten sind.
Letzte Woche waren in der Schweiz 4'587'999 Personen vollständig gegen Covid geimpft. Von diesen Personen haben sich circa 0.04 Prozent (1845) trotzdem mit dem Virus infiziert, circa 0.004 Prozent (216) musste hospitalisiert werden und rund 0.001 Prozent (47) starb trotz Impfung.
Das BAG geht von einer «beträchtlichen Dunkelziffer» an geimpften Personen aus, die sich trotzdem anstecken, aber sich weder testen lassen noch medizinische Behandlung brauchen. Mit Blick auf die Impfrate und die Gesamtzahl der Fälle, Hospitalisationen sowie Todesfälle bewertet das BAG die Impfdurchbrüche als sehr niedrig.
Impfdurchbrüche lassen sich aber nie ganz ausschliessen, wobei die ansteckendere Delta-Variante eine neue Dynamik mit sich bringt. Gemäss Christian Münz, Professor für virale Immunbiologie an der Universität Zürich und Mitglied der wissenschaftlichen Taskforce des Bundes, führe die Delta-Variante eher zu Impfdurchbrüchen als die Alpha-Variante. «Bei abfallenden Antikörperspiegeln bedeutet dies, dass früher ein Impfdurchbruch möglich ist.»
Keine Hinweise für Auffrischung
In Israel, den USA und im Vereinigten Königreich würde die Ausbreitung der Delta-Variante die Impfdurchbrüche massgeblich prägen, so Münz. Daten aus diesen Ländern würden darauf hindeuten, «dass 15 Prozent der geimpften Risikopatienten sechs Monate nach der Impfung nach einer Infektion wieder schwer erkranken könnten und daher hospitalisiert werden müssten».
Diese Daten sind wichtig für das BAG und die Eidgenössische Kommission für Impffragen (EKIF). Es gilt herauszufinden, wann welche Personen nicht mehr vor einem schweren Verlauf geschützt ist, um allfällige Auffrischungsimpfungen zu planen. Vergangene Woche hiess es an der Medienkonferenz des BAG noch, dass es keinen Hinweis gäbe, dass eine Gruppe schon eine Auffrischung benötige.