Grillgeruch Top – Stallgeruch Flop: So lässt es sich etwas salopp auf den Punkt bringen.
So sehr vielen Leuten beim Geruch einer Schweinsbratwurst auf dem Grill nämlich das Wasser im Mund zusammenläuft, so sehr rümpfen sie die Nase, wenn sie die Gase eines nahen Schweinestalls riechen.
Emissionen in Zentralschweiz viel zu hoch
Schuld ist NH3 oder Ammoniak, ein farbloses Gas, das sich in den Exkrementen der Tiere bildet. Wegen seines stechenden Geruchs wird Ammoniak schon in geringer Konzentration wahrgenommen, das Gas ist aber auch schädlich für die Umwelt und das Klima.
In der Zentralschweiz läuft deshalb seit rund vier Jahren das Projekt zur Reduktion der Ammoniak- und Geruchsemissionen. Federführend ist «Umwelt Zentralschweiz». Es ist der Zusammenschluss der Umweltfachstellen der sechs Zentralschweizer Kantone.
Messungen hatten ergeben, dass in der Zentralschweiz fast doppelt so viele Ammoniak-Emissionen ausgestossen werden, wie für Natur, Klima und Mensch verträglich wären, heisst es von der Fachstelle.
Dank neuen Schweineställen soll sich das nun ändern. Im luzernischen Ufhusen – gleich an der Grenze zum Kanton Bern – steht der «Schweinestall der Zukunft», ein Musterstall, welcher der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Dank neuer Bauweise und Technik würden hier 70 Prozent der Ammoniakemissionen wegfallen, sagen Fachleute.
Die Luft aus dem Schweinestall wird in drei Stufen gereinigt, ähnlich wie in einer Autowaschanlage. «In einem ersten Schritt wird die Luft vom Staub befreit», erklärt Raphael Felder, der Geschäftsführer des Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverbands. Im zweiten Reinigungsschritt wird das Ammoniak mit Wasser ausgewaschen, es entsteht Nitrat.
«Und im dritten Reinigungsschritt bauen Mikroorganismen in einem Wasserfilter den Geruch ab», sagt Raphael Felder. Das Wasser landet schliesslich im Gülleloch, die abgegebene Luft stinkt viel weniger.
Ziel dieses Musterbetriebs sei es auch, dass sich andere Landwirte vor Um- oder Neubauprojekten vor Ort informieren könnten, sagt Raphael Felder. «Sie sehen hier, wie das System funktioniert – und was es bringt.»
Bis ins Jahr 2026 stehen für das Projekt Ammoniak und Geruch insgesamt 5.1 Millionen Franken zur Verfügung, bezahlt vom Bund und der Trägerschaft. Damit werden unter anderem die Mehrkosten übernommen, wenn Rindvieh- und Schweineställe so umgebaut werden, dass der Ausstoss an Ammoniak vermindert wird.