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Schweinestall der Zukunft Dank Waschanlagen soll es künftig weniger stinken

Ein Luzerner Schweinebetrieb scheidet viel weniger Ammoniak aus. Herzstück ist eine neue Luftreinigungsanlage.

Grillgeruch Top – Stallgeruch Flop: So lässt es sich etwas salopp auf den Punkt bringen.
So sehr vielen Leuten beim Geruch einer Schweinsbratwurst auf dem Grill nämlich das Wasser im Mund zusammenläuft, so sehr rümpfen sie die Nase, wenn sie die Gase eines nahen Schweinestalls riechen.

Emissionen in Zentralschweiz viel zu hoch

Schuld ist NH3 oder Ammoniak, ein farbloses Gas, das sich in den Exkrementen der Tiere bildet. Wegen seines stechenden Geruchs wird Ammoniak schon in geringer Konzentration wahrgenommen, das Gas ist aber auch schädlich für die Umwelt und das Klima.

In der Zentralschweiz läuft deshalb seit rund vier Jahren das Projekt zur Reduktion der Ammoniak- und Geruchsemissionen . Federführend ist «Umwelt Zentralschweiz». Es ist der Zusammenschluss der Umweltfachstellen der sechs Zentralschweizer Kantone.

Messungen hatten ergeben, dass in der Zentralschweiz fast doppelt so viele Ammoniak-Emissionen ausgestossen werden, wie für Natur, Klima und Mensch verträglich wären, heisst es von der Fachstelle.

«Schweinekanton Luzern»

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In keinem anderen Kanton werden so viele Schweine gehalten wie in Luzern. Für das Jahr 2022 weist die Statistik 426'980 Tiere aus. Im «zweitplatzierten» Kanton Bern lebten 212 '727 Tiere, in St. Gallen 157'722 Schweine.

Gerne wurde zitiert, dass im Kanton Luzern mehr Schweine als Menschen leben; laut «Lustat Statistik Luzern» ist das aktuell aber nicht mehr zutreffend.

Immer mehr Tiere pro Bauernhof

Im Jahre 2022 hielt ein Schweinebauer im Kanton Luzern im Schnitt 266 Schweine. Zum Vergleich: in den 1940er-Jahren waren es noch 7 Schweine.

Grund ist der Strukturwandel in der Landwirtschaft, welcher zu einer Spezialisierung und damit auch zu immer grösseren Betrieben führte.

Dank neuen Schweineställen soll sich das nun ändern. Im luzernischen Ufhusen – gleich an der Grenze zum Kanton Bern – steht der «Schweinestall der Zukunft», ein Musterstall, welcher der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Dank neuer Bauweise und Technik würden hier 70 Prozent der Ammoniakemissionen wegfallen, sagen Fachleute.

Eine grosse Metall-Apparatur, etwa so gross wie ein Schiffcontainer.
Legende: Kaspar Sigrist aus Ufhusen (in der Nähe von Willisau) mit dem Herzstück der neuen Anlage: Die Waschanlage reinigt die Stallluft, bevor sie an die Umwelt abgegeben wird. ZVG/Umwelt Zentralschweiz

Die Luft aus dem Schweinestall wird in drei Stufen gereinigt, ähnlich wie in einer Autowaschanlage. «In einem ersten Schritt wird die Luft vom Staub befreit», erklärt Raphael Felder, der Geschäftsführer des Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverbands. Im zweiten Reinigungsschritt wird das Ammoniak mit Wasser ausgewaschen, es entsteht Nitrat.

«Und im dritten Reinigungsschritt bauen Mikroorganismen in einem Wasserfilter den Geruch ab», sagt Raphael Felder. Das Wasser landet schliesslich im Gülleloch, die abgegebene Luft stinkt viel weniger.

Wasserdüsen versprühen einen feinen Nebel.
Legende: Kaspar Sigrist kontrolliert den Biowäscher. Das ist die letzte der drei Reinigungsstufen. ZVG/Umwelt Zentralschweiz

Ziel dieses Musterbetriebs sei es auch, dass sich andere Landwirte vor Um- oder Neubauprojekten vor Ort informieren könnten, sagt Raphael Felder. «Sie sehen hier, wie das System funktioniert – und was es bringt.»

Bis ins Jahr 2026 stehen für das Projekt Ammoniak und Geruch insgesamt 5.1 Millionen Franken zur Verfügung, bezahlt vom Bund und der Trägerschaft. Damit werden unter anderem die Mehrkosten übernommen, wenn Rindvieh- und Schweineställe so umgebaut werden, dass der Ausstoss an Ammoniak vermindert wird.

Regionaljournal Zentralschweiz, 11.3.2024, 17:30 Uhr ; 

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