Hunderte Flüchtlinge sind in den letzten Monaten bei der Überfahrt übers Mittelmeer ums Leben gekommen. Sie wagten die gefährliche Routen in oft nicht hochseetüchtigen, völlig überfüllten Booten. Für Susin Park besonders stossend: Viele Menschen kämen auf diesem Weg auch aus dem Bürgerkriegsland Syrien.
Aus diesem Grund verlangt Park andere Möglichkeiten für Flüchtlinge, nach Europa gelangen zu können. Park leitet die Schweizer Vertretung des Flüchtlingshilfswerks UNHCR.
Mehr Familienzusammenführungen gefordert
Um den Menschen die gefährliche Reise zu ersparen, sollen sie vermehrt über Kontingente oder Familienzusammenführung direkt nach Europa kommen können. Dann wäre gemäss Park zum Beispiel auch eine Anreise per Flugzeug möglich. Europa müsse in den nächsten zwei Jahren mindestens 100'000 Syrerinnen und Syrer aufnehmen, forderte das UNHCR bereits am Freitag.
Park wollte sich nicht dazu äussern, wie viele Kontingentflüchtlinge die Schweiz aufnehmen soll. «Wir haben keine Zahl für die Schweiz ausgerechnet, hoffen aber, dass alle Staaten grosszügig reagieren», sagte sie. Und: «Es wäre wünschenswert, dass die Schweiz mehr Flüchtlinge über Kontingente aufnehmen würde.»
Die Schweiz habe zwar pro Kopf eine hohe Anzahl Asylsuchender. Vergleiche man aber das Pro-Kopf-Einkommen in der Schweiz mit der Anzahl der Flüchtlinge, hinke die Schweiz im Vergleich mit anderen Ländern «sehr hinterher».
Höchste Flüchtlingszahlen seit dem Zweiten Weltkrieg
Aus globaler Perspektive sei der Prozentsatz der Flüchtlinge, die nach Europa kommen. Mehr als 51 Millionen Menschen seien weltweit auf der Flucht. «Das sind die höchsten Flüchtlingszahlen seit dem Zweiten Weltkrieg», führte Park aus.
Die allermeisten Flüchtlinge blieben in der Herkunftsregion. Allein in den Nachbarländern Syriens etwa seien drei Millionen Flüchtlinge untergebracht. «Das Ausmass übersteigt alles, was man sich vorstellen kann.» Neben einer vereinfachten Einreise nach Europa brauche es deshalb auch mehr finanzielle Mittel für die Unterstützung vor Ort.
Schweiz will keine weiteren Kontingente
Bundesrätin Simonetta Sommaruga kündigte diese Woche bei einem Besuch in Jordanien ein zusätzliches Engagement der Schweiz an. Rund eine Million Franken sollen für ein Projekt der UNO in Jordanien zur Verfügung gestellt werden. Ein neues Programm zur Aufnahme von Flüchtlingsgruppen aus Syrien ist derzeit aber nicht geplant, wie die Bundesrätin erklärte.
Seit dem letzten Herbst gewährte die Schweiz rund 3000 Flüchtlingen aus Syrien die erleichterte Einreise. Ausserdem nimmt die Schweiz innert drei Jahren 500 anerkannte Flüchtlinge auf.