Seit 30 Jahren heizen gut zweieinhalbtausend Haushalte in elf Gemeinden ihre Wohnungen und Häuser mit der Abwärme aus dem AKW. Damit diese nun nach Abschaltung der Reaktoren in Beznau nicht kalt duschen müssen, musste erstmals auf Heizöl umgestellt werden.
Das ärgert die Kunden, denn es ist deutlich teurer als die Wärme aus dem AKW. Es ärgert aber auch Kurt Müller, den Verwaltungsratspräsidenten des Fernwärmenetzes Refuna: «Stimmt, das ist der Stolz der Refuna, dass sie während dreissig Jahren CO2-freie Wärme liefern konnte. Andererseits dürfen wir auch stolz darauf sein, dass wir die Kunden ohne Unterbruch mit Wärme versorgen können.»
Doch soll die Umstellung auf Fernwärme aus Heizöl eine einmalige Sache bleiben, hofft Kernkraftbefürworter Müller: «Axpo Kernenergie geht davon aus, dass Grössenordnung Ende Oktober oder Anfang November Block I wieder in Betrieb genommen werden kann.» Das Ensi sei zwar diesbezüglich anderer Meinung, aber man werde sehen. «Selbst wenn es bis in den Winter hinein dauern würde, wir haben genügend Wärme», hält er fest.
Beznau III ist wohl schon Geschichte
Und doch haben sich die Zukunftsaussichten für Kurt Müller und das Fernwärmenetz Refuna in den letzten Jahren stark verändert. Vor 7 Jahren wurde bereits Beznau 3 vorgestellt. Es hätte nicht nur die Reaktoren Beznau I und II ersetzt, sondern hätte auch garantiert, dass die Refuna, das Untere Aarethal auf Jahrzehnte hinaus mit günstiger Fernwärme hätte versorgen können.
«Axpo hat uns damals gefragt, wie viel Strom wir wollen. Das war nach oben ziemlich offen.» So hätte die Refuna eine Ersatzwärmequelle gehabt. Doch dann kam Fukushima und der Meinungsumschwung. Seither sei es kaum mehr möglich, die Zukunft zu planen, ärgert sich Müller. Ihm bleibe nur die Hoffnung, dass Beznau auch noch in den kommenden 15 Jahre Strom und damit auch Abwärme produzieren darf.
Den Vorwurf, er hätte besser schon früher nach einem Ersatz für die Fernwärme aus dem AKW suchen müssen, lässt Müller nicht auf sich sitzen. «Wenn wir jetzt schon alternative Wärmequellen hätten, dann wären die nun in Betrieb und wir würden 15 Jahre lang auf günstige Wärme verzichten.» Das wäre für die Kunden teurer, sagt er. Und in fünfzehn Jahren müsste die alternativen Heizwerke schon wieder revidiert werden.
Auch Refuna will eine längere Laufzeit
Vorerst hat die Refuna nun aber keine Alternative, sondern nur die teuren Öl-Feuerungsanlagen für den Notfall. Und dazu ein Fernwärmenetz, das 150 Millionen Franken gekostet hat und erst vor wenigen Jahren abbezahlt wurde. Deshalb fordern nicht nur die Betreiber der Reaktoren in Beznau eine längere Laufzeit, sondern auch die Refuna. Denn so bliebe mehr Zeit um die Fernwärme ohne Atomkraft sicherzustellen.
«Wir gehen davon aus, dass wir verschiedene alternative Heizquellen haben werden, auf der Basis von Biomasse, sprich Holz.» Geothermie wäre auch hochinteressant, sagt Müller. Doch benötigt diese Technologie noch viel Zeit, bis sie günstige Wärme aus dem Untergrund liefern kann. «Wir werden nie mehr eine so elegante Situation haben wie jetzt.» Denn selbst wenn die Laufzeiten für die Reaktoren in Beznau verlängert werden, bleibt die Suche nach einer sauberen Heizalternative für die Refuna-Beitreiber eine Mammutaufgabe.