Es ist eines der grössten Datenlecks der jüngeren Geschichte. 11,5 Millionen Dateien der Anwaltskanzlei Mossack Fonseca mit Hauptsitz in Panama sind am 9. Mai dieses Jahres im Internet publiziert worden. Über 214'000 Offshore-Gesellschaften, Stiftungen und Trusts sind auf diese Weise aufgeflogen, davon sollen 34‘000 einen Bezug zur Schweiz aufweisen.
Die Schweiz nimmt damit einen Spitzenplatz ein, nur Hongkong wird in den Daten etwas häufiger genannt. Die Geldinstitute Credit Suisse, HSBC Schweiz und UBS sind ganz vorne auf der Liste der Banken, die ihren Kunden geholfen haben, Offshore-Konstrukte einzurichten.
Die Gründung und Verwendung von Offshore-Gesellschaften an sich stellt noch nichts Illegales dar. Doch können solche Konstrukte dazu dienen, Steuern zu hinterziehen oder Gelder aus illegaler Herkunft zu waschen.
Nach dem Datenleck ist deshalb auch die Eidgenössische Steuerverwaltung aktiv geworden. Für die Veranlagung und das Inkasso der Steuern sind zwar die Kantone zuständig. Doch als Aufsichtsbehörde hat die Eidgenössische Steuerverwaltung das umfangreiche Datenmaterial durchkämmt und nach möglichen Begünstigten der Offshore-Konstrukte in der Schweiz gesucht.
Nach aufwändiger Arbeit kann die Steuerverwaltung nun erstmals Resultate präsentieren. Sprecher Joel Weibel bestätigt gegenüber Radio SRF: «Wir haben 450 Personen gefunden – juristische und natürliche Personen – die einen Bezug zu Offshore-Strukturen und zur Schweiz haben.»
Noch ist ein Missbrauch nicht bestätigt
Damit ist allerdings noch nicht gesagt, dass es sich bei diesen 450 Firmen und Privatpersonen in jedem Fall um Steuerhinterzieher handelt. Um herauszufinden, ob jemand tatsächlich sein Vermögen am schweizerischen Fiskus vorbeigeschleust hat, müssen die Daten aus den «Panama Papers» nun mit den Steuererklärungen und -veranlagungen der ermittelten Personen abgeglichen werden.
Die 450 Personen werden laut Weibel nun den entsprechenden Kantonen übergeben, die sie mit den korrespondierenden Steuerdossier überprüfen.
Erst nach diesem Abgleich wird sich zeigen, ob es zu Missbräuchen gekommen ist. Welche Kantone Namen aus den «Panama Papers» erhalten, will die Eidgenössische Steuerverwaltung mit Rücksicht aufs Steuergeheimnis nicht sagen.