SRF News: War die Abschaffung des Frühfranzösisch eine schlechte Idee?
Monika Knill: Nein, es war keine schlechte Idee. Aber es gibt immer wieder auch eine bessere Lösung. Wir hatten vor den Sommerferien die grosse Vernehmlassung zum Lehrplan «Volksschule Thurgau» und zur Stundentafel, in der es um die Umsetzung ab dem kommenden Sommer ging. Viele Seiten haben sich dazu geäussert – und es ging dabei eben auch nochmals um den Französischunterricht. Und dabei gingen die Meinungen weit auseinander. Das hat den Regierungsrat dazu gebracht, die Frage dem Grossen Rat nochmals vorzulegen.
Der Thurgauer Entscheid gegen das Frühfranzösisch löste eine nationale Debatte aus. Auch Bundesrat Alain Berset kämpft dagegen. Beugen Sie sich nun dem Druck?
Ich würde nicht von beugen sprechen, weil sich der Regierungsrat auf der anderen Seite klar gegen eine Bundesintervention ausgesprochen. Man kann es vielleicht so interpretieren, dass man aufgrund der sehr emotionalen und auch heftig geführten Debatte nochmals die Chance nutzt, die Frage im Parlament hoffentlich sachbezogen zu diskutieren und erneut zu entscheiden.
Die Positionen zwischen Bund und Kantonen sind verhärtet. Wie könnten wir dem Sprachenfrieden in der Schweiz wieder näherkommen?
Ich denke, wir sollten in erster Linie – und das nicht nur aus föderalen Gründen – die Kantone in der Verantwortung lassen und hier keine Bundesintervention provozieren. Das würde den Sprachenstreit noch mehr befeuern. Ich denke, die Kantone wissen sehr genau, wo sie in der Pflicht sind. Das wissen auch wir – selbst wenn es zu dieser Verschiebung kommt. Ich denke, hier sollte sich der Bund zurückhalten und das Ziel im Auge behalten. Es sollte weniger um die Frage gehen, in welchem Kanton wann mit dieser Sprache begonnen wird.