Aktuelle Zahlen des Grenzwachtkorps zeigen es deutlich. Seit rund drei Wochen schicken Schweizer Grenzwächter so viele Flüchtlinge an der Grenze direkt nach Italien zurück wie nie zuvor. Während in den Monaten April, Mai und Juni rund jeder siebte Flüchtling den italienischen Behörden übergeben werden konnte, war es im Juli bereits jeder zweite.
Kooperation mit Italien vereinbart
Bundesrat Ueli Maurer, zuständig für das Grenzwachtkorps, führt diese neue Praxis auf ein Treffen mit dem italienischen Innenminister zurück. Gegenüber «10vor10» sagt Maurer: «Wir konnten die Zusammenarbeit mit Italien wesentlich verbessern. Die Italiener sind am Grenzübergang Chiasso nun viel präsenter. Deshalb können wir die Flüchtlinge sofort ‹rücküberstellen›. Früher waren die italienischen Behörden nur halbtags und während der Woche am Grenzübergang stationiert.»
Viele Flüchtlinge, vor allem Eritreer, wollen aber aktuell offenbar gar kein Asylgesuch in der Schweiz stellen. Sie möchten nach Deutschland weiterreisen. «Die Schweiz ist als Asylland nicht attraktiv», stellt der SVP-Bundesrat fest.
Grüne Grenze wird stark frequentiert
Doch die rigorosen Kontrollen und Rückführungen am Bahnhof Chiasso haben auch ihre Schattenseiten. Immer mehr Flüchtlinge versuchen nun, über die grüne Grenze in die Schweiz zu gelangen. «Die Flüchtlinge weichen vermehrt auf andere Übergänge aus. Sie kommen über kleine Wege, die früher vor allem von Zigaretten-Schmugglern genutzt wurden», stellt Christophe Cerinotti, Chef der gemischten Gruppe gegen Schleppernetzwerke, fest.
Die schärfere Rückweisungspraxis an der Schweizer Grenze bekommt vor allem die italienische Gemeinde Como zu spüren. Viele illegale Migranten sind auf ihrem Weg in die Schweiz oder nach Deutschland im kleinen italienischen Touristenort gelandet. Von dort aus starten sie immer wieder neue Versuche, doch noch in die Schweiz zu gelangen.