Die Schweiz als neue Heimat für den ehemaligen US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden? Er könne sich gut vorstellen, in der Schweiz als politischer Flüchtling zu leben. Dies sagte Snowden anlässlich des Filmfestivals für Menschenrechte in Genf, an das er per Skype zugeschaltet war.
Der Informatiker verhehlte nicht, dass sein Exil in Russland auf ihm laste. Einige seiner besten Erinnerungen habe er an Genf. «Ich möchte gerne in die Schweiz zurückkommen. Politisch wäre dies eine hervorragende Option», sagte der Whistleblower, der von 2009 bis 2011 in Genf gearbeitet hatte.
«Schweiz wäre für USA akzeptabel»
«Die Schweiz ist neutral, sie respektiert die Menschenrechte», so Snowden. Mit einer Asylgewährung würde die Schweiz überdies zeigen, «dass das Recht gilt, dass die Verteidigung unserer Freiheit wichtig ist.»
Er glaube, diese Lösung wäre für die US-Regierung akzeptabel – «auch wenn sie das öffentlich nie zugeben würde». Es sei aber nicht an ihm, das zu entscheiden, sondern an den Schweizer Bürgern und am Bundesrat. Über die Absicht, ein Asylgesuch einzureichen, sprach Snowden aber nicht.
Kein faires Verfahren
Seine Heimat fehle ihm, räumte er ein, und auch seine Familie und Freunde. Doch sei das Justizministerium nicht bereit, ihm ein faires Verfahren zu garantieren. Er wolle kein Verfahren, bei dem Beweise präsentiert würden, die geheim blieben und bei dem geheime Zeugen aussagten. «Ich will keine geheime Auslegung des Rechts», sagte der 31-Jährige.
Snowden hatte im Sommer 2013 von Hongkong aus die geheime Überwachung der Internet- und Telefonkommunikation durch die US-Geheimdienste enthüllt. Daraufhin erhielt er in Russland Asyl.
Der ehemalige Mitarbeiter des US-Geheimdiensts NSA liess im Gespräch auch durchblicken, dass die US-Geheimdienste in der Schweiz immer noch aktiv seien. «Die Situation hat sich nicht verändert.»