Die Klinik Santa Chiara hat 100 Betten. Sie liegt in Locarno, im Quartiere Nuovo, nur 200 Meter entfernt vom Lago Maggiore. Und der Wasserspiegel des Sees steigt. Es wurde beschlossen, die Klinik zu schliessen und die Patienten zu evakuieren, sagt Klinikdirektor Guido Bernasconi heute im Radio der italienischsprachigen Schweiz. Mithilfe des Militärs werden sie entweder nach Hause geschickt oder auf Altersheime und andere Spitäler verteilt.
«Wasserspülungen bitte nicht betätigen»
Die Behörden erwarten, dass das Quartiere Nuovo rund um die Klinik und weitere Seegemeinden teilweise überschwemmt werden. Der regionale Krisenstab ist im Einsatz: Raffaele Dadò koordiniert die Arbeiten beim Zivilschutz. Er fordert die Bevölkerung auf, Fahrzeuge aus dem Quartier wegzubringen; für Fussgänger werden Laufstege errichtet. Weil das Wasser zurückquellen könnte, sollen Wasserspülungen möglichst nicht betätigt werden.
Wasserstand erreicht nur alle 30 Jahre diesen Pegel
Nach den Starkregen der vergangenen Woche ist der Seespiegel des Lago Maggiore schon um nahezu zwei Meter angestiegen. Bis zum Donnerstag soll er noch einen weiteren Meter höher liegen. Er kann eine Seehöhe von fast 198 Meter erreichen. Das kommt nur alle 30 Jahre vor. Andrea Salvetti vom Tessiner Amt für Wasserbau: «Das Bundesamt für Umwelt hat für den Lago Maggiore und für den Luganersee Hochwasseralarm ausgelöst. Am Lago Maggiore ist die Lage gefährlicher. Dort wird wahrscheinlich Gefahrenstufe fünf, sehr gross, erreicht. Beim Luganersee bleibt die Gefahrenstufe wohl begrenzt auf Stufe vier.»
Der Boden ist durch die Regenfälle stark durchnässt, Erdrutsche sind möglich. Deshalb herrscht auch beim Kantonsgeologen Alarm. Und in den Bergen erreicht auch die Lawinengefahr am Alpensüdhang vom Verzascatal bis zum Simplongebiet die Stufe «Gross».