Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga verteidigt den Lohn-Check, den der Bundesrat vorgeschlagen hat, energisch: «Seit über 30 Jahren steht in der Verfassung, dass Männer und Frauen für gleichwertige Arbeit gleichen Lohn haben. Wenn das noch immer nicht umgesetzt wird, machen wir jetzt eine gesetzliche Grundlage.»
«Check reicht nicht, es braucht Sanktionen»
Der Lohn-Check sieht vor, dass Firmen mit über 50 Mitarbeitenden alle vier Jahre prüfen, ob es Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen gibt. Sie müssten ihre Löhne analysieren und die Resultate veröffentlichen, also auch ihren Mitarbeitern zugänglich machen. Wenn es unerklärbare Differenzen gäbe, müssten Frauen von sich aus eine Lohnerhöhung verlangen oder einklagen.
Die Gewerkschaften überzeugt das überhaupt nicht. Es könne nicht sein, dass eine einzelne Mitarbeiterinnen Lohngleichheit einfordern müssten. «Der Bund muss Stichproben machen und auch Sanktionen ergreifen», sagt Regula Bühlmann vom Schweizerischen Gewerkschaftsbund.
«Frauen sind selten ‹echt diskriminiert›»
Für die Arbeitgeber geht der Vorschlag des Bundes dagegen viel zu weit. Die Massnahmen würden eine grosse Bürokratie auslösen. Darüber hinaus, sagt Roland Müller vom Arbeitgeberverband, seien Frauen selten «echt diskriminiert» beim Lohn: «Wenn Berufserfahrung und Weiterbildungen berücksichtigt würden, wären die Unterschiede wesentlich besser erklärbar.» Der Bundesrat bestreitet dies.
Keine Mehrheit in Sicht
Die Experten sind sich uneinig über das Ausmass unerklärbarer Lohndifferenzen. Das macht die Ausgangslage für Bundespräsidentin Sommaruga nicht einfacher, im Gegenteil.
Zur Zeit ist im Parlament keine Mehrheit für die Vorlage des Bundesrates in Sicht. FDP und SVP sind klar gegen die Lohn-Checks, die CVP ist skeptisch. Trotzdem sagt Sommaruga: «Ich bin überzeugt, dass hier ein Bewusstseinsprozess eintritt, und dass wir am Schluss eine Lösung finden.»