Rund 100 Kinder und Jugendliche, darunter etwa 40 Flüchtlinge liefen unter dem Applaus von Trainern, Fussballprofis und Helfern am Mittwoch auf den Platz der Thuner Stockhorn Arena.
Es stand ein Training an, an dem auch die Flüchtlinge teilnehmen konnten. Bahram Hatef, Leiter dieses Trainings, kann sich in deren Köpfe hineinversetzen. Er sei selber 1981 aus Afghanistan geflüchtet, berichtet der ehemalige Fussballprofi. «Deshalb kann ich mitfühlen, wie es diesen Jungen geht», so Hatef. Es gehe darum, dass die Flüchtlinge aus dem tristen Alltag ausbrechen können und zugleich neue Leute kennenlernen.
Eine Geste, Menschen zu verbinden
Im Rahmen des Trainings stiessen die Kinder und Jugendliche auf zahlreiche Fussballprofis des FC Thuns. Der Verein setzte damit ein Zeichen, wie er sich in der aktuellen Flüchtlingssituation positioniert. Captain Dennis Hediger relativiert. Man müsse vorsichtig sein, Sport mit Politik zu verbinden. «Aber dies ist eine schöne Geste um zu zeigen, dass wir letztlich alles Menschen sind und man Menschen nicht be- und verurteilen, sondern vielmehr miteinander etwas machen sollte», erklärt der Mittelfeldspieler.
Der Sport sei hierfür eine ideale Plattform. «Deshalb sind wir gerne hier und setzen das um», meint Hediger weiter. Damit steht der FC Thun nicht alleine da. Zahlreiche Schweizer Fussballclubs bezogen bereits mit ähnlichen Aktionen in der Flüchtlingsfrage Stellung. Nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Deutschland.
Politik im Sport kein Novum
Sogar der deutsche Nationaltrainer Joachim Löw äusserte sich und überwies Geld für die Flüchtlingshilfe. «Ich glaube, das ist unser aller Aufgabe, gerade auch von denjenigen, die im Fokus der Öffentlichkeit stehen, irgendwie auch etwas zurückzugeben: Man muss die Popularität nutzen, um zu helfen», fasste der Bundestrainer seinen Standpunkt zusammen.
Politische Ansprüche und Sport: Das passt historisch gesehen sehr gut zueinander
Auch wenn sich einzelne Sportler sehr selten politisch äussern, es ist kein Novum, sagt Gregor Dill, Sporthistoriker und Leiter des Sportmuseums Schweiz. Der Sport als solcher sei immer politisch gewesen. Dill verweist etwa auf die Olympischen Spiele und die Turnerbewegung: «Die olympische Bewegung war eine pazifistische, die Turnerbewegung eine nationalistische Bewegung.»
König Fussball: Auch als integrationsfördernde Sportart?
Gerade was den Umgang mit dem Fremden betrifft, übernahm der Fussball eine besondere Rolle – auch schon vor einhundert Jahren, sagt Dill. So habe sich Inter Mailand dadurch hervorgetan, dass der Verein Ausländer in seine Mannschaft aufgenommen habe. «Und zwar Schweizer: Die Schweizer waren gute und begehrte Söldner. Internationale Mailand heisst Internationale Mailand wegen der Schweizer», so der Sporthistoriker.
Auch wenn die besonderen Gäste im Thuner Fussballstadion kaum eine Fussballkarriere anstreben: Für sie stand der Spass und die Begegnung im Vordergrund, als der FC Thun kurz zum FC Inter Thun wurde.