Es gebe viele Gründe, warum Economiesuisse die Energiestrategie 2050 für unsolide halte, sagt Pascal Gentinetta im Gespräch mit SRF. Der Chef des Wirtschaftsdachverbands spricht von einem «planwirtschaftlichen Ansatz», der in eine wirtschaftliche Sackgasse führe. Economiesuisse wolle einen liberalen Ansatz, der sich am Wettbewerb orientiere.
Die Experten hätten zudem andere, realistischere Annahmen verwendet als der Bund, begründet Economiesuisse die dramatischen Einschätzungen.
Studie vs. Studie
Beispielsweise würde in den Grundlagenstudien des Bundes die Verfügbarkeit von heute noch völlig unbekannten Technologien vorausgesetzt.
Die Autoren der Economiesuisse-Studie hingegen berücksichtigen keine Technologieanpassungen. Die berechneten Effekte seien sehr gross, heisst es.
Gentinetta sagt dazu: «Der technologische Fortschritt müsste quasi zwei Wachstumsjahrzehnte überkompensieren, um den Status quo zu erhalten.» Das sei mit dem Verlust von vielen Arbeitsplätzen verbunden.
Die Kombination der geplanten Umweltabgabe und der wegfallenden Kernkraftkapazitäten führe laut der Studie zu einem Rückgang des realen Pro-Kopf-BIP um bis zu 25 Prozent.
Economiesuisse halte die Idee der massiven Subventionierung gewisser Energieträger für kein zielführendes Instrument, sagt Gentinetta. Auch die Hypothesen des Bundes bezüglich der Stromnachfrage seien unrealistisch.
Unzufriedene Wirtschaft
Die Ergebnisse sind Teil einer Studie, die Economiesuisse bei der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich in Auftrag gegeben hat.
Die Wirtschaft fordert nun eine gründliche Überarbeitung der Vorlage im Einklang mit einer liberalen Wirtschaftsordnung. Der Verband kündigt an, im Verlaufe des Jahres seine Vorstellungen zu präsentieren. «Wir werden mit einem Alternativkonzept kommen, das auf liberalen Grundsätzen fusst.» Economiesuisse klammere sich an keine Technologie, aber «es darf auch keine Technologieverbote geben», sagt er.
Economiesuisse sei bereit, konstruktiv an der Energiewende mitzuarbeiten. Doch müsse der Dachverband auch angehört werden.