«Ganz sicher eine Millionen Franken und mehr», fordert Rechtsanwalt Massimo Aliotta für die Angehörigen des Unfalls von Wolfenschiessen (NW). Laut Aliotta sei der Bahnübergang nur unzureichend gesichert gewesen: «Wir werden natürlich geltend machen, dass überhaupt keine Sicherheitsmassnahmen ergriffen worden sind.»
Die Zentralbahn hafte für den entstandenen finanziellen Schaden, so Rechtsanwalt Aliotta in der «Rundschau». Die israelischen Touristen wollten am 11. August 2014 einen Wasserfall bei Wolfenschiessen fotografieren. Beim Passieren des unbewachten Bahnübergangs Allmend wurde ihr Minibus von der Zentralbahn erfasst.
Opfer-Familien fordern Barrieren
«Ich bin in die Schweiz gereist, um zu den Ort zu sehen, wo ich meinen Vater verloren habe», erzählt Rafa Hag in der «Rundschau». Die Kinder der Unfallopfer haben die Unfallstelle zusammen mit der Direktion der Zentralbahn besichtigt. Für die Angehörigen ist unverständlich, dass der Bahnübergang bei Wolfenschiessen nicht einmal mit einem Blinklicht gesichert ist.
Sie fordern, dass es keine weiteren Unfälle geben dürfe: «Wir wünschen uns sehr, das jetzt sofort Barrieren gebaut werden und hier keine weiteren unschuldigen Menschen sterben müssen», sagt Lubna Sirhan.
Zentralbahn will sich noch nicht zu Haftungsfragen äussern
Der Unfall-Übergang ist einer von noch 57 unbewachten Bahnübergängen auf dem Netz der Zentralbahn. Es sei noch zu früh, sich zu Haftungsfragen zu äussern, betont die Bahngesellschaft gegenüber der «Rundschau». Die Zentralbahn geht jedoch im Fall Wolfenschiessen nach eigenen Angaben ebenfalls von einem Millionenschaden aus.
Direktor Renato Fasciati wehrt sich gegen den Vorwurf, die Sanierung der unbewachten Übergänge nicht angegangen zu sein. Sicherheit habe für die Zentralbahn oberste Priorität: «Die Zentralbahn hat in den letzten Jahren bereits 68 Übergänge saniert. Wir tun alles dafür, dass wir die verbliebenen 57 noch in diesem Jahr fristgerecht sanieren können». Am 22. Oktober berät der Nidwaldner Landrat den Kredit für das Sanierungsprojekt.
1000 gefährliche Bahnübergange in der Schweiz
Schweizweit gibt es heute noch rund 1000 unbewachte Übergänge. Sie müssten alle bis Ende 2014 gesichert oder geschlossen sein. Doch viele Bahnen haben die Frist verpasst. Jetzt gibt ihnen der Bund ein Jahr mehr Zeit, konkret bis 2015. «Bei den Sanierungsverfahren, die bei jedem einzelnen Bahnübergang gemacht werden müssen, hat es viele Einsprachen gegeben», begründet Andreas Windlinger vom Bundesamt für Verkehr den Entscheid.
Die Einsprachen würden teilweise bis vor Bundesgericht gezogen. «Diesem Umstand trägt die neue Frist Rechnung», so Windlinger.