Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat den Leitzins erneut gesenkt.
Der sogenannte SNB-Leitzins sinkt um 0.25 Prozentpunkte. Damit liegt er neu bei 1.25 Prozent, wie die Notenbank mitteilte.
Damit setzt die Nationalbank die Zinswende fort und lockert ihre Geldpolitik weiter.
Es ist der zweite Lockerungsschritt der SNB, nachdem diese schon im März ihren Leitzins vor allen anderen grossen Notenbanken um ein Viertelprozent gesenkt hatte.
Einschätzung von SRF-Wirtschaftsredaktorin Charlotte Jacquemart
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Mit der Zinssenkung signalisiert die Nationalbank vor allem, dass sie mithelfen will, die Schweizer Wirtschaft mit etwas billigerem Geld anzuschieben. Kredite für Firmen werden wieder etwas billiger, das hilft vielen Firmen. Und auch die Mieten steigen nicht mehr weiter an. Was Mieter und Mieterinnen entlastet.
Geholfen hat den Währungshütern bei diesem Entscheid wohl auch, dass der Franken jüngst wieder stärker geworden war. Eine Zinssenkung schwächt den Franken und hilft damit gerade der Exportwirtschaft.
Eine Gefahr der Zinssenkung könnte hingegen darin liegen, dass die Nationalbank die Inflationsentwicklung unterschätzt. So sind Mieten und Löhne in der Schweiz gestiegen und könnten sich mit etwas Verzögerung noch bemerkbar machen. Auch die Rohstoffpreise können die Inflation jederzeit wieder anheizen. Momentan aber schätzt die SNB diese Gefahr offenbar als gering ein.
Mit der zweiten Zinssenkung in Folge vergibt sich die Nationalbank auch etwas Spielraum für die Zukunft. Denn die SNB strebt ein Zinsniveau von einem Prozent an. Bis zu diesem Zins-Ziel hat die SNB neu nun nur noch Raum für einen weiteren Zinsschritt von einem Viertel Prozentpunkt. Mit anderen Worten: Einen Teil des Pulvers hat man nun verschossen.
Mittlerweile hat auch die Europäische Zentralbank (EZB) einen ersten Trippelschritt nach unten vorgenommen. Die US-Notenbank Fed hat dagegen ihre Zinspause zuletzt erneut verlängert.
Teuerung im Bereich Preisstabilität
Der zugrundeliegende Inflationsdruck in der Schweiz sei gegenüber dem Vorquartal nochmals gesunken, erklärte die SNB in einem Communiqué. Mit der Senkung des SNB-Leitzinses könne sie die monetären Bedingungen angemessen halten.
Die Inflation in der Schweiz war im Mai wieder leicht auf 1.4 Prozent gestiegen. Das lag laut der SNB vor allem an höheren Mieten und teureren Erdölprodukten. Auch Dienstleistungen im Tourismusbereich würden heute mehr kosten.
SNB: Inlandbanken sollten Negativschocks tragen können
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Die Schweizerische Nationalbank (SNB) sieht die inlandorientierten Banken insgesamt gut aufgestellt. Sie sollten dank ihren Gewinnen aus den letzten Jahren und Kapitalpuffern die wirtschaftlichen Auswirkungen von potentiellen grösseren Negativschocks tragen können. Angesichts ihrer Exposures (Ausrichtung vor allem auf das Hypothekengeschäft) seien diese Banken vor allem anfällig gegenüber einem signifikanten Zinsanstieg verbunden mit Preiskorrekturen am Schweizer Immobilienmarkt, heisst es im «Bericht zur Finanzstabilität 2024», den die SNB veröffentlichte.
In einem solchen Szenario mit Zinsschocks würden diese Banken beträchtliche Kreditverluste erleiden, so die SNB. Zudem würde sich der Erfolg aus dem Zinsengeschäft verringern, da die höheren Finanzierungskosten den positiven Beitrag der höheren Zinseinnahmen übersteigen würden. Die daraus resultierenden Auswirkungen auf die Erträge der Banken würden einen wesentlichen Teil der Kapitalpuffer dieser Banken aufzehren.
«Die meisten dieser Banken wären jedoch in der Lage, diese Verluste auch ohne Gegenmassnahmen, wie etwa eine verringerte Kreditvergabe oder einen Aufbau von Kapital, zu absorbieren», glaubt die SNB. Diesbezüglich eine wichtige Rolle spiele der sektorielle antizyklische Kapitalpuffer. Dieser verlangt von den Banken, dass sie bei Vorliegen zyklischer Risiken zusätzliches Eigenkapital halten müssen.
Gemäss SNB behielten die inlandorientierten Banken auch im vergangenen Jahr 2023 einen bedeutenden Teil ihres Gewinns ein und bauten damit ihre gesamte Verlusttragfähigkeit weiter aus.
Die aktuelle Inflation in der Schweiz werde also vor allem von der Teuerung der inländischen Dienstleistungen bestimmt, resümierte die SNB. Laut ihrer neusten Prognose geht diese davon aus, dass die Inflation 2024 bei durchschnittlich 1.3 Prozent zu liegen kommt. Auch für 2025 und 2026 werden nur Werte von 1.1 und 1.0 Prozent erwartet. Die etwas tieferen Prognosen der SNB als noch vor drei Monaten lägen an etwas geringeren Zweitrundeneffekten.
Franken als Waffe gegen die Inflation
Der Franken hat sich laut Direktoriumspräsident Thomas Jordan zwar von Januar bis Ende Mai abgewertet. Doch in den letzten Wochen habe er wieder deutlich an Wert gewonnen. Dies sei vor allem auf politische Unsicherheiten in Europa zurückzuführen. Daher bleibe die Unsicherheit über die weitere Inflationsentwicklung erhöht.
Die SNB werde die Entwicklung der Inflation deshalb weiter genau beobachten und ihre Geldpolitik – wenn nötig – anpassen, um auch in der mittleren Frist Preisstabilität zu gewährleisten. Und die SNB sei weiter bereit, bei Bedarf am Devisenmarkt aktiv zu sein.
Der Schweizer Franken ist die zweite Waffe der SNB in ihrem Kampf gegen die Inflation. Denn mit einer stärkeren heimischen Währung wird weniger Inflation aus dem Ausland importiert. Doch auch in anderen Ländern habe der Inflationsdruck zuletzt leicht nachgelassen, stellte die SNB fest.
Hauptrisiko Weltwirtschaft
Die Entwicklungen im Ausland stellten auch das Hauptrisiko für die Schweizer Wirtschaft dar. Derzeit gehen die Währungshüter von einer mittelfristig etwas steigenden Auslandnachfrage aus.
Beim heimischen Wirtschaftswachstum bleibt die SNB für das laufende Jahr bei ihrer bisherigen Einschätzung. Sie prognostiziert weiterhin ein Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) von rund 1 Prozent. Für 2025 erwartet sie ein Wachstum von rund 1.5 Prozent.
Trotz der jüngsten Entspannung an der Inflationsfront hält die britische Notenbank an ihrer Hochzinspolitik fest. Die Bank of England (BoE) beliess den Leitzins bei 5.25 Prozent. Die Entscheidung fiel mit sieben zu zwei Stimmen.
Nach einem langen Höhenflug war die Inflation auf der Insel im Mai exakt auf die Zielmarke der Notenbank von zwei Prozent gefallen. Dies ist der niedrigste Stand seit Juli 2021. Notenbankchef Andrew Bailey hatte bereits im Vorfeld deutlich gemacht, dass die Rückkehr der Gesamtinflation auf den Zielwert von zwei Prozent per se noch keine geldpolitische Lockerung rechtfertige. Viele Experten gehen davon aus, dass sie noch bis August oder September mit einer Zinswende warten wird, um mehr Klarheit über den Inflationstrend zu gewinnen.
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