Die Schweizerische Nationalbank tastet den Leitzins von 1.75 Prozent nicht an und legt eine Pause ein. Der Hauptgrund: Die Teuerung hat nachgelassen. Die wichtigsten Antworten auf die drängendsten Fragen beantwortet SRF-Wirtschaftsredaktor Sven Zaugg.
Warum belässt die Nationalbank den Leitzins bei 1.75 Prozent?
Nationalbank-Präsident Thomas Jordan erklärt den Marschhalt bei den Zinsen damit, dass der Inflationsdruck über die letzten Quartale «leicht» abgenommen habe. Mit Blick auf die Schweiz lag die Teuerung bei 1.4 Prozent und damit im SNB-Zielband zwischen 0 und 2 Prozent. Selbst wenn man die Mietzinserhöhung einrechnet – der hypothekarische Referenzzinssatz ist Anfang Dezember gestiegen – ist die Teuerung damit weiter gesunken. Mit Blick ins Ausland haben sich auch die Konsumentenpreise im Euroraum sowie den USA merklich abgekühlt. Zudem hat sich das Zinsumfeld seit der letzten geldpolitischen Lagebeurteilung im September stark verändert. In Europa und in den USA sind Erhöhungen der Leitzinsen weitgehend vom Tisch.
Wird der Leitzins wieder sinken?
Sehr wahrscheinlich. Die wichtigsten Ökonomen in der Schweiz rechnen kommendes Jahr mit einer Teuerung von rund einem Prozent. Dies gäbe der SNB die Möglichkeit, den Leitzins wieder zu senken. Wann genau dies der Fall sein wird, ist noch unklar. Einige Marktbeobachter gehen bereits von einer Zinssenkung in der nächsten geldpolitischen Lagebeurteilung im März aus. Andere wiederum rechnen erst im Juni oder im September mit niedrigeren Zinsen. So oder so: 2024 dürften höhere Zinsen kein Thema sein. Die Nationalbank sieht die prognostizierte Inflation 2024 bei 1.9 Prozent.
Was bedeutet der Entscheid für die Sparerinnen und Sparer?
Bei den Zinsen auf Sparguthaben dürfte sich so schnell nichts ändern. Die letzten eineinhalb Jahre haben gezeigt, dass die Banken die höheren Zinsen nur zögerlich weitergeben. Zum Vergleich: Seit Mai 2022 ist der Leitzins um 2.5 Prozentpunkte gestiegen, die Banken haben ihrerseits den Zins auf Spareinlagen gemäss Nationalbank-Statistik im Schnitt aber nur um 0.3 Prozent angehoben. Ungeachtet dessen ist der Wechselwille bei Sparerinnen und Sparer zu einer Bank mit attraktiveren Zinsen offenbar nicht sonderlich gross, wie Umfragen gezeigt haben. Viele Kundinnen und Kunden geben an, dass der administrative Aufwand für einen Bankenwechsel für sie zu gross sei.
Was sind die Folgen für Mieterinnen und Mieter?
Bei den Mieten gab es bereits zwei Erhöhungen des hypothekarischen Referenzzinssatzes in relativ kurzen Abständen – zuletzt anfangs Dezember. Das hat für einige Mieterinnen und Mieter unangenehme Folgen: Die Mieten steigen. Das ist die schlechte Nachricht. Die gute Nachricht ist: Weil der Leitzins kommendes Jahr sinken könnte, schrumpft im Gleichschritt auch der Referenzzinssatz. Mieterinnen und Mieter sollten deshalb genau darauf achten, ob die Vermieterin oder der Vermieter den Zinssatz entsprechend anpasst. Ein Blick in den Mietvertrag gibt Aufschluss darüber, mit welchem Zinssatz die aktuelle Miete berechnet wird.