- Die Schweizerische Nationalbank (SNB) senkt den Leitzins auf 1.5 Prozent.
- Der SNB-Leitzins werde um 0.25 Prozentpunkte gesenkt, teilte die Notenbank mit.
- Mit der Senkung des Leitzinses ist die SNB die erste bedeutende Zentralbank, die ihre straffe Geldpolitik zur Eindämmung der Inflation zurückfährt.
- Im Vorfeld hatten Analystinnen und Analysten einen gleichbleibenden SNB-Leitzins erwartet.
«Mit unserem Entscheid berücksichtigen wir den verminderten Inflationsdruck und die im letzten Jahr erfolgte reale Aufwertung des Frankens», sagte SNB-Präsident Thomas Jordan. Die Teuerung liege seit einigen Monaten wieder unter dem SNB-Ziel von 2 Prozent. «Die Zinssenkung unterstützt auch die wirtschaftliche Entwicklung.»
Die SNB werde die Entwicklung der Inflation aber weiter genau beobachten. Sie werde ihre Geldpolitik «wenn nötig» erneut anpassen, um auch in der mittleren Frist Preisstabilität zu gewährleisten.
Und die SNB sei weiter bereit, bei Bedarf am Devisenmarkt aktiv zu sein. «Wir werden dieses Instrument bei Bedarf sofort einsetzen», sagte Jordan. Es gebe auch keine «Hemmung», in diesem Zusammenhang die Bilanz, falls nötig, auszuweiten.
Tiefere Inflationsprognose
Die SNB geht in ihrer neusten Prognose davon aus, dass die Inflation 2024 bei durchschnittlich 1.4 Prozent zu liegen kommt. Und auch für 2025 und 2026 werden nur Werte von 1.2 und 1.1 Prozent erwartet. Ein Wert von über 2 Prozent wird für kein Quartal im Prognosezeitraum prognostiziert.
Damit hat die SNB ihre Prognosen gegenüber der letzten Beurteilung vom Dezember markant gesenkt. Damals hatte sie – bei einem Leitzins von 1.75 Prozent – noch Jahresdurchschnittswerte von 2.2 Prozent für 2024 und von 1.9 Prozent für 2025 vorhergesagt.
Sinkende Inflation bei importierten Waren
«Wir sehen jetzt bei vielen Gütergruppen, dass die Inflation deutlich tiefer ist, insbesondere bei importierten Waren», sagte Nationalbankpräsident Jordan. Tiefer sei die Inflation etwa bei Erdölprodukten oder importierten Kleidern. Bei inländischen Dienstleistungen und bei den Mieten sei die Inflation noch etwas höher.
Die Prognosen der SNB beruhen stets auf der Annahme, dass der SNB-Leitzins über den gesamten Prognosezeitraum beim aktuellen Zinsniveau bleibt. Relativ tiefe Inflationsprognosen erhöhen somit den Spielraum für die Währungshüter, die Zinsen zu senken. Weitere Zinssenkungen können damit laut Ökonomen in nächster Zeit erwartet werden.
Geopolitik birgt Unsicherheit
Laut dem SNB-Präsidenten gibt es auch eine gewisse Unsicherheit. So könnte etwa aufgrund der Entwicklungen im Nahen Osten die Ölversorgung knapper werden. «Das hätte eine grosse Wirkung auf die Preise und das könnte die Inflation nach oben treiben», sagte er. Eingetroffen seien die Risiken bislang aber nicht.
Vor der SNB-Zinssenkung hatte die US-Notenbank Fed am Vortag an ihrem Kurs festgehalten: Sie beliess den Leitzins in der Spanne von 5.25 bis 5.50 Prozent und signalisierte zugleich, dass er dieses Jahr sinken dürfte – und zwar um 0.75 Prozentpunkte. Bei der Europäischen Zentralbank (EZB), die zuletzt ihren Leitzins unverändert liess, mehren sich die Hinweise für eine Zinswende im Juni.