Die Pandemie hat die Wirtschaft lahmgelegt, das Sozialleben hat sich in Privaträume verschoben und Risikogruppen sind schon seit dem 16. März zu Hause. Um das wieder zu ändern, muss ein Impfstoff her. In der Schweiz sind schon seit dem Anfang der Pandemie die Impfforscher daran, das erlösende «Serum» zu finden.
Normalerweise dauert die Entwicklung eines Impfstoffes zwischen fünf und zehn Jahren. Heute soll das innerhalb von Monaten geschehen und so laufen streng reglementierte Entwicklungsphasen parallel und beschleunigt. Martin Bachmann, der am Inselspital in Bern forscht, will mit seinem Impfstoff schon im Oktober die Schweiz impfen.
Enthusiasmus im Labor
Weit vorne dabei ist – neben Bachmann – das Pharmaunternehmen InnoMedica aus dem Kanton Freiburg. Das junge Unternehmen hat sich unter anderem in der Krebsforschung spezialisiert. Heute tüfteln sie auch an einem Impfstoff gegen Covid-19. Sie haben ein gentechnisches Vorgehen: Dabei werden die Spike-Proteine der Virusoberfläche – die gut erkennbaren Stacheln des Coronavirus – in Liposome eingeführt. Diese mit den Spikes versetzten «Fettzellen» werden dann dem Körper verabreicht und der bildet dann Antikörper. Jetzt haben sie einen ersten Impfstoff entworfen oder zumindest 98 Prozent davon, wie Stéfan Halbherr, Leiter Forschung und Entwicklung, sagt.
Einen anderen Ansatz hat der Basler Immunologe Peter Burkhard, der mit seiner Firma Alpha O-Peptides forscht. Er benutzt ein Eiweiss-Nanopartikel und «klebt» die Spike-Proteine des Virus darauf. Letzten Monat hat er sich schon auf der Zielgeraden geglaubt und hat sich seinen eigenen Impfstoff gespritzt – vor laufender Kamera.
Damals meinte er, dass er innerhalb von wenigen Wochen sagen kann, ob sein Impfstoff wirksam ist oder nicht. Heute weiss er, dass es länger dauern wird, denn die parallel laufenden Tests «im Tier» haben sich verzögert. Um wie viel länger kann er nicht sagen. Das sei aber in der Forschung normal, dass es Rückschläge dieser Art gibt, meint Burkhard.
Der Immunologe Bachmann hat einen ähnlichen Ansatz. Aber anstatt eines Nanopartikels benützt er ein Gurkenvirus. Ob er im Oktober dann tatsächlich mit seinem Impfstoff bereit ist, steht noch in den Sternen: «Da muss alles passen. Es muss nicht nur alles passen, sondern auch viele Leute müssen kooperieren und mitmachen», relativiert der Forscher. Denn jetzt müssen nicht nur die letzten Tests gut laufen, sondern es muss auch ein Produzent gefunden werden, der die von ihm erwünschten 10 Millionen Impfungen produzieren kann und will.
Skepsis bei den Behörden
Hierbei will der Bund die Forscher entlasten und den politischen Weg ebnen. Aber dies wird er erst tun, sobald der Impfstoff sicher und wirksam ist. Daniel Koch vom BAG will die verschiedenen Projekte noch nicht beurteilen: «Selbstverständlich glaubt jede Gruppe an das, was sie macht, sonst würde sie es ja auch nicht machen. Das ist auch richtig so. Von Behördenseite muss man ein bisschen Distanz halten und alle Gruppen beurteilen. Man wird erst dann entscheiden, wenn man wirklich weiss, was zum Erfolg führt.»