An vielen Schulen fehlen Lehrerinnen und Lehrer, das Problem ist bekannt. Deswegen werden Pensionierte wieder zurückgeholt oder Quereinsteigerinnen mit einer Schnellbleiche stehen vor den Klassen.
Unter dem Fachkräftemangel leide die Bildungsqualität, klagt der Lehrerdachverband LCH und hat am Donnerstag den bereits zum Schulbeginn angekündigten «Aktionsplan Bildungsqualität» gestartet.
Gegen jährliche Feuerwehrübungen
Damit will die Lehrerschaft nun in neun Kantonen politisch aktiv werden – mit Volksinitiativen und Petitionen. Zum Beispiel im Kanton Bern, wo laut LCH aktuell über zweieinhalbtausend Personen ohne Lehrqualifikation in Schulen im Einsatz sind.
Das entspricht 10 bis 20 Prozent des gesamten bernischen Lehrpersonals, wobei eine Anzahl weiterer eingestellter Kräfte zu wenig qualifiziert seien, wie der Geschäftsführer von Bildung Bern, Stefan Wittwer, sagt.
Die Arbeit der Fachpersonen muss in erster Linie den Schülerinnen und Schülern zugutekommen.
Deshalb werden voraussichtlich nun ab Januar Unterschriften für eine kantonale Initiative gesammelt. Mit dem Ziel, den Begriff der «Bildungsqualität» in der Verfassung zu verankern – samt Verpflichtung, diese zu sichern. «Das Personal soll entsprechend den Kompetenzen und der Ausbildung eingesetzt werden, und die Arbeit der Fachpersonen muss in erster Linie den Schülerinnen und Schülern zugutekommen», betont Wittwer.
LCH-Präsidentin Rösler: «Bündel an Massnahmen»
Weitere Volksinitiativen sind in den Kantonen Aargau und Zug geplant. In anderen Kantonen laufen Abklärungen. Im Kanton Graubünden will der Lehrerverband mit einer Petition die aktuelle Revision des Schulgesetzes beeinflussen.
Es brauche ein Bündel an Massnahmen, um den Personalmangel an den Schulen zu bekämpfen, erklärte LCH-Zentralpräsidentin Dagmar Rösler vor den Medien in Bern. Denn es fehlten nicht nur Lehrpersonen, sondern auch Heilpädagogen, Logopädinnen und Schulleiter.
Laut Rösler müssen Lehrerinnen und Lehrer aber auch von administrativen Aufgaben entlastet, Klassenlehrpersonen gestärkt und die Löhne auf den unteren Stufen angeglichen werden. Weiter sollen Personen ohne Ausbildung zu einer Ausbildung verpflichtet werden.
Mit einer Verpflichtung auf Mindestpensen steigt die Gefahr, Leute mit zusätzlichen Pflichten zu verlieren.
Auf die Frage, ob Lehrpersonen allenfalls über Mindestpensen dazu beitragen könnten, die Löcher zu stopfen, winkt die LCH-Präsidentin ab: Ein zwingendes 60-Prozent-Pensum etwa würde nach ihren Worten nur ganz selten genau in ein Schulgefüge passen – wegen vieler verschiedener Lektionen und Kleinpensen.
Auch steige damit die Gefahr, Lehrkräfte zu verlieren. Etwa Mütter mit kleinen Kindern und Pflegeaufgaben, die höchstens zwei Tage pro Woche in einer Schule tätig sein könnten.
Die Volksinitiativen dürften bei der Stimmbevölkerung gut ankommen: Wer will schon nicht eine hohe Bildungsqualität. Wenn es dann um eine Umsetzung und konkrete finanzielle Zuschüsse geht, dann dürften die Meinungen aber wohl wieder auseinandergehen.