- Die Covid-19-Pandemie hat das sicherheitspolitische Umfeld der Schweiz im vergangenen Jahr mitgeprägt. Das hält der Nachrichtendienst des Bundes in seinem diesjährigen Lagebericht fest.
- Durch den Digitalisierungsdruck habe sich etwa die Angriffsfläche für Cyberangriffe erhöht.
- Weiterhin hoch bleibe die «dschihadistische Bedrohung».
Covid-19 werde die Sicherheitspolitik der Schweiz nachhaltig beeinflussen, stellt Verteidigungsministerin Viola Amherd im Jahresbericht des NDB fest. Eine Haupterkenntnis aus der Pandemie sei, dass es eine krisenresistente Versorgung mit kritischen, lebenswichtigen Gütern und Dienstleistungen brauche.
Der Bericht stellt weiter fest, dass gerade in langwierigen oder sich verschärfenden Krisen wie der Covid-19-Pandemie gewalttätige Rechts- und Linksextreme versuchten, das Protestpotenzial in der Gesellschaft für sich zu nutzen. Die Pandemie habe insbesondere die gewalttätige linksextreme Szene der Schweiz beschäftigt.
Über 100 Gewalttaten von Linksextremisten
Pandemie-Massnahmen seien von ihr grösstenteils als notwendige Einschränkungen akzeptiert worden. Kritisiert worden seien aber insbesondere das Demonstrationsverbot während des Shutdowns ab März 2020 und die als ungenügend erachteten Schutzmassnahmen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.
2020 hat der NDB laut dem Jahresbericht 208 Ereignisse im Bereich Links- und 21 im Bereich Rechtsextremismus beobachtet. Während sich beim Rechtsextremismus die Anzahl weiter verringert hat, blieb sie beim Linksextremismus stabil. Die Anzahl Gewalttaten belief sich beim Linksextremismus auf 107.
Rechtsextreme Gewalt wird wahrscheinlicher
Beim Rechtsextremismus wurde ein mit Gewalt verbundenes Ereignis festgestellt. Bisher sei das Gewaltpotenzial der rechtsextremen Szene zwar vorhanden, aber es habe die Motivation gefehlt, Gewalttaten zu verüben, heisst es im Bericht. Allerdings steige die Wahrscheinlichkeit von rechtsextremen Gewalttaten. Unter gewalttätigen rechtsextremen Gruppierungen sei jüngst «eine Reihe von Veränderungen» festzustellen, heisst es im Bericht.
Durch die Reisebeschränkungen aufgrund der Covid-19-Pandemie hätten sich die internationalen Kontakte sowohl für die gewalttätige links- wie auch für die gewalttätige rechtsextreme Szene der Schweiz reduziert. Ein Grossteil der Kontakte zu ausländischen Gewaltextremisten dürfte sich in den virtuellen Raum verlagert haben.
Cyberangriffe nehmen zu
Im Bericht wird weiter festgestellt, dass der durch die Pandemie verstärkte Digitalisierungsdruck die Angriffsfläche für Cyberangriffe vergrössert habe. Die «zahlreichen Schweizer Unternehmen, die Zubehör und Dienstleistungen für die Betreiber kritischer Infrastrukturen im In- und Ausland anbieten» seien auch für «Akteure mit staatlichem Hintergrund interessante Ziele».
Ausländische Akteure versuchen laut dem NDB weiterhin, in der Schweiz Material und Spitzentechnologie zugunsten von Massenvernichtungswaffen-Programmen oder zur Herstellung von Trägersystemen zu beschaffen. Digitalisierung und Vernetzung ermöglichten eine starke Zunahme von Spionage im Cyberraum.
Die Ziele ausländischer Spionage sind laut dem NDB unverändert. Genf bleibe ein Brennpunkt wegen der Präsenz der internationalen Organisationen und einer Vielzahl diplomatischer Vertretungen in der Rhonestadt.