Im oberen Emmental haben viele Ortschaften beim schweren Unwetter am Donnerstag Schaden davongetragen. Besonders hart traf es die ländliche Region um Schangnau, ein idyllisches Dorf zwischen felsigen Bergen, sattgrünen Hügeln und dunklen Tannenwäldern. Hier traten innert kurzer Zeit die Emme und der Dorfbach über die Ufer – die 900-Einwohner-Gemeinde steht unter Wasser.
Nun, am «Tag danach», arbeiten die Einsatzkräfte unermüdlich daran, die Bachläufe von Geröll und Holz zu befreien. Gemeindepräsident Ueli Gfeller misst diesem Vorhaben höchste Priorität zu: «Damit das Wasser den richtigen Verlauf nimmt, wenn das nächste Gewitter kommt.»
«Beschäftigt einen sehr»
Mit dem Ausräumen der Bäche wolle man verhindern, dass diese wieder über die Ufer treten, falls es erneut stark regnen sollte, sagt der Emmentaler Regierungsstatthalter Markus Grossenbacher. «Es sind sehr viele Leute im Einsatz. Vor allem solche, die grosse Maschinen bedienen», erklärt Gfeller.
Der Gemeindepräsident hat in der vergangenen Nacht wenig geschlafen. Er sei nach Mitternacht ins Bett gegangen und um fünf Uhr wieder aufgestanden. Verdaut ist das Geschehen noch lange nicht: «Es konnte sich etwas setzen. Aber das Ausmass ist so gross. Und es beschäftigt einen nach wie vor sehr.»
Häuser vom Schlamm befreien
Umso dankbarer sei man in Schangnau für jede Hilfe. Wichtig sei jedoch die klare Koordination, damit es kein Chaos gebe, so Gfeller. «Da sind wir einfach froh, dass wir professionelle Leute haben, die uns unter die Arme greifen und helfen.»
Die betroffenen Haus- und Hofbesitzer, die sich nun ans Putzen ihrer Liegenschaften machen, werden vom Zivilschutz unterstützt. «Sie helfen in einer ersten Phase, durchnässte und eingeschwemmte Wohnungen zu räumen», zeigt sich Gfeller erfreut. Es geht darum, Häuser vom Schlamm zu befreien, damit die betroffenen Einwohner wieder «einigermassen wohnen» können, so Grossenbacher.
Auch auf dem Hof der Familie Gerber in Schwand, dem hintersten Teil der Gemeinde Schangnau, ist Aufräumen angesagt. Ein Nebenbach verstopfte die Emme, das Wasser umspülte das Bauernhaus, lief durch den Stall, die Scheune und die Wohnung. Die Familie rettete sich in die oberen Stockwerke des Hauses.
Vor dem Eingang türmen sich Bäume und Äste, Maschinen wurden mitgerissen. Nun haben die Männer des Zivilschutzes begonnen, den Stall der Familie zu räumen. Zum Glück seien die Kühe derzeit auf der Alp, sagt Bauer Hans Gerber.
Armee baut Notbrücken
Auch die Armee wird zum Einsatz kommen. Die beiden Holzbrücken in Schangnau und in der Nachbargemeinde Eggiwil wurden von den massiven Fluten weggespült. Hier werde die Armee zwei Notbrücken bauen, versichert Regierungsstatthalter Grossenbacher.
Das Militär wird die Arbeitskräfte und die Geräte stellen, die Gemeinde besorgt das Material und einen Ingenieur. «Das könnte eine gute Zusammenarbeit mit der Armee geben», ist Gemeindepräsident Gfeller überzeugt.
Weniger überzeugt ist er von der Dauer der Aufräumarbeiten. Wie lange diese bräuchten, sei «nicht absehbar», meint Gfeller. Er kann höchstens schätzen: «Das wird wohl ein oder zwei Jahre dauern, bis wir wirklich so weit sein werden, wie wir vor dem Unwetter waren.»