Statt täglich ein paar Schreiben wie letztes Jahr erhält Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga nun deutlich mehr. «In den letzten Monaten hat sich die Anzahl der Zuschriften vervielfacht. Wir haben tausende Zuschriften erhalten», stellt die stellvertretende UVEK-Kommunikationsleiterin Géraldine Eicher fest.
Vier von fünf Zuschriften drehten sich um Corona, und in den anderen Departementen sehe es ähnlich aus. Typische Briefschreiber in der Krise gebe es nicht, so Eicher: «Einige schreiben, dass sie zum allerersten Mal jemandem von der Regierung schreiben. Das zeigt auch, wie gewichtig die Sorgen sind.»
Hallo Frau Sommaruga. Ein grosses Merci für die Führung in der Krise. Gerne möchte ich Sie einmal persönlich treffen.»
Die Tonalität gehe von freundlich, lobend zu besorgt, fordernd bis wütend und verzweifelt. Im Vergleich zum Frühjahr habe sich die Stimmung inzwischen verdüstert. Es zeige sich eine gewisse Corona-Müdigkeit.
Meine Hoffnung ist seit einigen Wochen, ehrlich gesagt, weg. Ich fühle mich im Stich gelassen, verloren und manchmal einfach wütend über die nicht einheitlichen Massnahmen der Behörden.
Unter den Einsendungen sind sorgfältig formulierte Schreiben, flüchtige Mails oder Briefe in zittriger Handschrift. Die Schreiben werden laut Eicher parallel zum Tagesgeschäft beantwortet.
Wenn wir nicht parieren, werden wir gebüsst oder gar verhaftet, das Gewerbe geschlossen. Spüren Sie überhaupt noch, was mit den Menschen in diesem Land passiert?
Teils sind Fachleute involviert, um Klarheit zu schaffen: «Die Briefe der Bürgerinnen und Bürger sind so etwas wie ein Seismograph der Gesellschaft. Sie zeigen auch, wie bewegt die Bevölkerung ist. Steigen beispielsweise die Fallzahlen, dann steigt auch die Zahl der Briefe und umgekehrt», sagt Eicher.
Die Briefe sind so etwas wie ein Seismograph der Gesellschaft. Sie zeigen auch, wie bewegt die Bevölkerung ist.
Aktuell sind also die Poststapel bei den Bundesrätinnen und Bundesräten aussergewöhnlich hoch – und mit Blick auf die Fallzahlen dürfte das noch andauern.