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Seit 2021 sinkend Zoll verzeichnet deutlich weniger illegale Arzneimittel-Importe

  • Ganze 15 Prozent weniger illegale Arzneimittel-Importe hat das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit 2024 verglichen mit dem Vorjahr verzeichnet.
  • Im vergangenen Jahr hat das Bundesamt 5668 illegale Arzneimittel-Importe sichergestellt.
  • Damit wurden seit 2021 stetig weniger solcher illegalen Sendungen registriert.

Weiterhin auf dem ersten Platz der durch das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) beschlagnahmten Arzneimittel standen im vergangenen Jahr mit einem Anteil von 57 Prozent erneut Erektionsförderer, wie es in einer Mitteilung des Schweizerischen Heilmittelinstituts Swissmedic heisst.

Auch bei den Erektionsförderern verzeichnete Swissmedic eine starke Abnahme im Vergleich mit 2023 und den Vorjahren. Damals lag ihr Anteil bei durchschnittlich 80 Prozent.

Massiv überdosierte Erektionsförderer

Obwohl der Anteil der durch das BAZG beschlagnahmten Sendungen mit Erektionsförderern abgenommen habe, seien illegale Angebote aus dubiosen Quellen ein Gesundheitsrisiko geblieben, schreibt Swissmedic. Gezielte Untersuchungen hätten gezeigt, dass immer mehr Präparate «massiv überdosiert» seien.

Das offizielle Swissmedic-Labor (OMCL) analysierte im Rahmen einer Schwerpunktaktion 100 Muster aus den im April, Mai und Juni beschlagnahmten Erektionsförderern. Rund 32 Prozent der überprüften Potenzmittel enthielten die zwei- bis vierfache Menge der in der Schweiz zur Behandlung von Erektionsstörungen zugelassenen Dosierungen der Wirkstoffe Sildenafil, Tadalafil oder Vardenafil.

Angebliche Naturprodukte sehr gefährlich

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Besonders gefährlich sind laut Swissmedic derweil angeblich rein «pflanzliche» oder «natürliche» Produkte wie Honig, Pasten oder sogar Schokolade mit nicht deklarierten Wirkstoffen. Konsumentinnen und Konsumenten seien sich aufgrund der Beschreibung auf der Verpackung der Gefahren nicht bewusst.

Im Sommer 2024 verfügte Swissmedic einen Rückruf des angeblich rein natürlichen Tonikums «Power Men XXX», welches ebenfalls zwei synthetische Wirkstoffe weit über der empfohlenen Maximaldosis enthielt. Vor allem bei Personen mit Risikofaktoren oder Vorerkrankungen könne die Einnahme vermischter und überdosierter Wirkstoffe schwerwiegende Gesundheitsprobleme wie Herzrhythmusstörungen oder sogar einen Herzinfarkt auslösen, warnte die Behörde.

Zudem wurden diese Wirkstoffe, die in der Schweiz als Monopräparate zugelassen sind, laut Swissmedic immer häufiger kombiniert, was «medizinisch äusserst bedenklich» sei. Mischung und Überdosierungen erhöhten nicht die Wirkung, sondern lediglich das Risiko schwerwiegender Nebenwirkungen wie Blutdruckabfall oder Überempfindlichkeits­reaktionen.

Weitere Laboruntersuchungen erfolgten im Rahmen der europäischen Schwerpunktaktion «Shield». Letztere ergaben, dass sogar 44 Prozent der beschlagnahmten Sendungen mit Erektionsförderern solche überdosierten Präparate enthielten.

Schlafmittel, Nasensprays und Hormonpräparate

Ganze zehn Prozent der im vergangenen Jahr beschlagnahmten Arzneimittel betrafen derweil Psychopharmaka sowie Schlaf- und Beruhigungsmittel, die laut Swissmedic abhängig machen können. Auf dem dritten Platz landeten illegale Nasensprays und Abführmittel mit einem Anteil von sechs Prozent.

Darauf folgten Hormone wie Melatonin sowie Präparate gegen Haarausfall und Schlankheitsmittel mit einem Anteil von je vier Prozent. Bei einem mit einem Anteil von drei Prozent noch kleinerem Anteil der beschlagnahmten Ware handelte es sich um Medikamente gegen Krankheitserreger wie Antibiotika.

Zöllner kontrollieren Ware.
Legende: Über 5600 illegale Sendungen haben die Zöllnerinnen und Zöllner konfisziert. KEYSTONE/Michael Buholzer

Die Hälfte der beschlagnahmten Sendungen wurde 2024 laut Swissmedic aus Westeuropa und Indien verschickt – beide Herkunftsorte erreichten einen Anteil von je 25 Prozent. Dies dicht gefolgt von Osteuropa, von wo 24 Prozent der illegalen Importe stammten. Auf Asien wiederum entfiel ein Anteil von 14 Prozent.

Die Mehrzahl der illegalen Arzneimittelimporte aus Osteuropa kam aus Ungarn, während viele Briefe und Pakete mit illegalen Erektionsförderern aus Asien via Belgien verschickt wurden. Dies, um die Herkunft zu verschleiern und die Kontrollen zu erschweren, teilte Swissmedic weiter mit. Weiterhin beliebte «Drehscheiben» seien zudem Hongkong und die Türkei.

SRF 4 News, 14.02.2025, 10:00 Uhr ; 

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