«Wenn es nicht ruhig wäre, wäre es nicht gut», sagt Pascal Lüthi, seit Anfang Jahr Direktor des Bundesamts für Zoll und Grenzsicherheit BAZG. Für den Romand ist die Ruhe ein Zeichen für Normalität am BAZG-Sitz in Bern.
Doch an der Schweizer Grenze sei der Alltag alles andere als ruhig, sagt Lüthi. Täglich nehme der Zoll über 65 Millionen Franken für den Bund ein und beschlagnahme gefälschte Medikamente, Drogen oder illegale Waffen.
Gefordert waren er und sein Team auch diesen Sommer, als die Grenzkontrollen von einem Tag auf den anderen verstärkt werden mussten.
Schnell zurechtgefunden im BAZG
Der 56-jährige Lüthi, zuvor Kommandant der Kantonspolizei Neuenburg, kennt Bundesverwaltung und Privatwirtschaft. Er studierte Physik, doktorierte in Naturwissenschaften und Informatik.
Der Start im BAZG sei ihm leicht gefallen. «Schon nach wenigen Wochen fühlte ich mich als Teil dieser grossen und schönen Familie hier.» Auch wenn eine Familie nie ganz ohne Konflikte sei, wie er nachschiebt.
Tatsächlich hing der Haussegen im BAZG mehr als schief unter Lüthis Vorgänger Christian Bock, welcher das Amt im letzten Jahr verliess. Dem Abgang war eine Mediation vorausgegangen – wegen Konflikten mit Angestellten. Sie waren verunsichert über den abrupten Wandel hin zu digitalen Abläufen und den Plänen, Zoll und Grenzschutz zu vereinen. Die beiden unterschiedlichen Berufe sollten zu einem werden – inklusive Waffen und Schichtarbeit für alle.
Mit seinem Amt übernahm der neue Chef auch diese Projekte.
Es gibt viel aufzuräumen
Es gebe viele Baustellen, bestätigt er – aber auch konstruktive und pragmatische Gespräche. Das würde wohl jeder neue Direktor sagen. Immerhin: Der Romand und sein Führungsstil kommen auch bei den Personalverbänden an.
So spricht man dort etwa von einer «positiven Stimmung». «Wir sehen der Entwicklung in den nächsten fünf bis zehn Jahren positiv entgegen», sagt Victor Luisio für die Gewerkschaft des Zollpersonals, Garanto.
Luisio war an den Diskussionen beteiligt zum neuen gemeinsamen Berufsbild «Fachspezialist/Fachspezialistin Zoll und Grenzsicherheit». Der Bundesrat hatte angeordnet, dieses Berufsbild nochmals zu durchleuchten. Jetzt hat er grünes Licht gegeben. Dabei bleibt die Schulung an der Schusswaffe trotz Kritik Teil der Grundausbildung.
Stress und Unsicherheit – aber auch Hoffnung
Für BAZG-Direktor Lüthi ist das die Voraussetzung, dass beim BAZG allen alle Wege offenstehen. Gleichzeitig sei klar, dass sich im Alltag an der Grenze nicht alle bewaffnen müssten. Mit Waffe würden nur jene arbeiten, die sich einem Risiko aussetzen. «Das sind vor allem jene, die die Grenzkontrollen durchführen.»
Der Wandel des Bundesamtes BAZG ist fundamental. Intern ist die Rede von 360 Grad. Entsprechend ist Direktor Lüthi überall gefordert: bei den Arbeitsbedingungen, der Rekrutierung, der Ausbildung, den internen Abläufen, den digitalen Anwendungen. Alle Bereiche sind unter Druck. Lüthi versteht, dass dies die Mitarbeitenden verunsichert und stresst. Doch es könne auch Hoffnungen wecken, sagt er.
Mit all diesen Herausforderungen sieht Lüthi das BAZG an einer kritischen Schwelle zur Zukunft. Und er macht klar, dass vorerst sicher keine weiteren Baustellen eröffnet werden. Denn der Weg ist noch weit, die begonnenen zu beenden.