500 Kilometer oder fünf Autostunden trennen Genf von Paris und den Olympischen Spielen. Doch was in Genf passiert, kann sich gemäss Kriminalexperten und Nachrichtendiensten auch auf Paris auswirken.
Denn die französische Stadt Annemasse neben Genf gehört zu den kriminell auffälligsten Städten Frankreichs. Das bestätigt Donatella Del Vecchio, Sprecherin des Bundesamts für Zoll und Grenzsicherheit. Und für Olympia gilt die höchste Terrorwarnstufe.
Ausgeschriebene Person angehalten
Schon vor Eröffnung der Spiele begannen die Schweiz und Frankreich die 110 Kilometer lange Landesgrenze rund um Genf verstärkt zu kontrollieren. Letzte Woche konfiszierten Zollbeamte bei einer gemeinsamen grossangelegten Kontrolle von Basel bis ins Wallis Waffen, Munition und Drogen.
Und sie nahmen eine Person in Gewahrsam, die zur Verhaftung ausgeschrieben war. Zu den Kontrollen habe sich der Bundesrat Ende Mai entschieden, betont Del Vecchio. Sie ist sich sicher, dass die gezielten Kontrollen die Terrorgefahr für Paris mindern und auch der inneren Sicherheit der Schweiz dienen würden.
Ausweiskontrolle an der Grenze
In Genf gehen die Grenzkontrollen in diesen Tagen weiter. Am Montagmorgen steht rund ein Dutzend Grenzwächterinnen und Grenzwächter in der Gemeinde Thonex, am Zollübergang Moillesulaz.
Wer aus Annemasse rasch nach Genf gelangen will, benützt diesen Zollübergang, sei es im Auto, auf dem Motorrad, im Tram oder zu Fuss. Die Kontrollen beginnen meist mit der bekannten, unscheinbaren Frage: «Guten Tag, haben Sie Waren bei sich?»
Dann gehts übergangslos mit der Personenkontrolle weiter. Die Zöllner verlangen Identitäts-, Fahr- und Fahrzeugausweise. Der Ton ist bestimmt, aber freundlich. Wer keine Identitätskarte dabei hat, wird zur formellen Identifizierung ins Innere der Zollverwaltung geführt. Grenzwächter durchsuchen auch Kofferräume und das Innere der Autos.
Bekannte Kriminelle
Ein Mann mit einem französischen Auto und maghrebinischem Aussehen bleibt gleich längere Zeit in Gewahrsam der Grenzwächter.
Später erklärt Wachtmeister Nicolas Stirn, der Mann sei der Grenzwacht wegen Drogendelikten bestens bekannt. Also habe er die Kontrolle dafür genutzt, ihn und auch sein Auto vertieft zu überprüfen. Grenzwächter Stirn kann dem Mann heute aber nichts Illegales nachweisen.
Am Zollübergang Moillesulaz gehen die Grenzwächter für Personenkontrollen auch in die Trams, die die Grenze überqueren.
Kontrolle der grünen Grenze
Danach begeben sie sich an die sogenannte grüne Grenze, wo Schweizer und Franzosen auf Velos, elektrischen Trottinetts und zu Fuss zwischen den Ländern zirkulieren. Prompt finden die Zöllner im Rucksack eines Jugendlichen eine kleine Menge Drogen samt Waage. Ein Zufallsfund, für den Terrorschutz der Olympischen Spiele jedoch unerheblich.
Für Reynald Claret, den Chef der Grenzwacht am linken Genferseeufer, ist das Vorgehen dennoch richtig. Man könne nicht, wie während der Coronapandemie, alle Grenzübergänge einfach dichtmachen, sondern müsse zielgerichtet vorgehen.
Mit den Patrouillen könnten sie gleichzeitig sämtliche Aufgaben seiner Behörde wahrnehmen, sagt Claret. Neben Zollkontrollen seien das auch Sicherheit und Migration.
Olympia in Paris endet mit den Paralympics am 8. September. Bis dahin gilt es für die Genfer Zöllnerinnen und Zöllner wachsam zu bleiben.