Keine Autoschlange im Prättigau, kein Helikopterlärm, kein Stacheldraht, keine VIPs und Staatsträger in schwarzen Mänteln – kein Weltwirtschaftsforum WEF in diesen Tagen in Davos.
Es herrscht wirklich eine sehr gedrückte Stimmung.
Die Massnahmen zur Bekämpfung der Pandemie und eine Absage des WEF wegen Corona schlage in Davos auf die Gemüter: «Es herrscht eine sehr gedrückte Stimmung», sagt Boris Bossi, Präsident des Davoser Handels- und Gewerbevereins. Sein Sportgeschäft ist bis auf den Skiverleih geschlossen, so wie alle anderen Geschäfte entlang der Promenade.
Während dem WEF zählt das berühmte Hotel Intercontinental, auch bekannt als das «goldene Ei», üblicherweise rund 1000 Übernachtungen. Und auch andere Hotels, die Gastrobetriebe und der Handel profitieren enorm vom Forum. Eine ältere Studie spricht von einer Wertschöpfung für die Alpenstadt von 50 bis 60 Millionen Franken. Dieses Geld fehlt nun.
Es sind Millionen, die hier ohne das WEF den Rhein hinunterfliessen.
«Es sind Millionen, die hier ohne das WEF den Rhein hinunterfliessen», sagt ein Passant in Davos. Der Wegzug des Forums habe aber noch andere Auswirkungen, sagen andere: «Es gibt viel weniger Leute, viel weniger Stau, es hat keine Absperrungen, es gibt bessere Luft und ganz vieles ist einfacher.»
In seiner über 50-jährigen Geschichte hat das WEF erst einmal nicht in Davos stattgefunden: im Jahr 2002 nach dem Terroranschlag in den USA. Jetzt, knapp 20 Jahre später, steht Davos wieder ohne WEF da. Die Reichen und Mächtigen der Welt treffen sich dafür im Mai in Singapur.
Der Davoser Landammann Philipp Wilhelm hofft und rechnet fest damit, dass das WEF zurückkommt. Im Moment sei der Ausfall aber nicht das dringendste Problem der Bevölkerung. Der Kampf gegen die Pandemie überschatte alles. Man mache sich gar keine Gedanken darüber, was wäre, wenn das WEF stattfinden würde.
Die globale Krise wiegt schwer auf vielen Gemütern.
Für gewöhnlich ist das Weltwirtschaftsforum der wichtigste Anlass im Jahr für den Kurort Davos. Doch gewöhnlich ist seit Monaten auch in Davos nichts mehr. Am härtesten treffe es die Betriebe, welche schon vor der Krise Probleme hatten. Sie würden unter dem Teil-Shutdown leiden und jetzt auch unter den fehlenden Einnahmen, die wegen des verschobenen WEFs ausblieben, so Wilhelm. «Die globale Krise wiegt schwer auf vielen Gemütern.»
Davos ohne WEF: Was sich viele bis vor einigen Monaten nicht vorstellen konnten, ist inzwischen nur noch eines von vielen Problemen, die im Ort rund um die Pandemie gelöst werden müssen.