Das Bundesamt für Cybersicherheit warnt im Vorfeld der Ukraine-Konferenz vor russischen Störaktionen im Cyberraum und fordert alle Schweizer Unternehmen auf, sich schon jetzt dagegen zu wappnen.
SRG könnte Ziel von Cyberattacken sein
Die SRG ist an der Konferenz auf dem Bürgenstock «Host-Broadcaster». Das Medienhaus filmt alle offiziellen Reden und Medienkonferenzen des hochrangigen Treffens und stellt das Material den Medienhäusern weltweit zur Verfügung. Eine Schlüsselrolle, wenn es darum geht, mögliche Erfolge der Konferenz zu vermitteln.
Möchte jemand die Konferenz stören, dürfte er also versuchen, das IT-System der SRG anzugreifen. Der Leiter der Informationssicherheit der SRG, Michel Gachet, rechnet mit solchen Aktionen aus Russland.
Am wahrscheinlichsten seien Überlastungsangriffe, bei denen Hacker ein IT-System mit Tausenden von Anfragen bombardieren. Damit könnten nicht nur die Online-Angebote von SRF, RSI, RTS oder RTR kurzfristig lahmgelegt werden, sondern auch relevante Produktionssysteme. «So könnten Hacker versuchen, die Übertragung der Konferenz zu stören oder zu stoppen», sagt Gachet.
Die Gefahr von Fakenews aus Russland
Schon seit Tagen und Wochen versucht Russland, das Treffen auf dem Bürgenstock ins Lächerliche zu ziehen – mit Fakenews. Im russischen Fernsehen etwa wurde behauptet, die Schweizer Verteidigungsministerin Viola Amherd sei luxussüchtig und das Treffen auf dem Bürgenstock nichts mehr als ein «Kaffeeklatsch inmitten schöner Kulisse».
Gut möglich, dass Russland auch den Cyberraum nutzen möchte, um dieses Narrativ zu erhärten. Er schliesse nicht aus, so Gachet, dass Cyberkriminelle in das IT-System der SRG einzudringen versuchen, um heimlich an Informationen über die Konferenz zu gelangen oder um falsche Informationen zu streuen.
SRG trifft zusätzliche Schutzmassnahmen
Die SRG bereite sich darauf vor, sagt Gachet, nicht erst seit heute. Man habe viel in die IT-Sicherheit investiert und sei täglich daran, noch besser zu werden.
Für die Bürgenstock-Konferenz habe das Medienhaus aber zusätzliche Schutzmassnahmen getroffen: Die Arbeit des IT-Personals sei vorübergehend intensiviert, die Beobachtung der wesentlichen Geräte erhöht und die Sensibilisierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verstärkt worden. Am Schluss aber gebe es die 100-prozentige Sicherheit nicht.
«Das Worst-Case-Szenario wäre, wenn unsere Livesendungen gestoppt werden», so Gachet. Wenn also das gesamte Fernseh- und Radioprogramm zusammenbrechen würde – oder wenn Falschinformationen über die SRG-Kanäle verbreitet würden. Damit das nicht passiere, werde jede Unregelmässigkeit im Cyberraum kontrolliert und sofort reagiert: Angriff stoppen, Lücken im System schliessen, Daten säubern.
Das Tempo sei entscheidend. Könne nicht garantiert werden, dass die Übertragung einwandfrei sei, werde sie gestoppt. Denn schlimmer, als der Weltöffentlichkeit keine Informationen der Konferenz zu übermitteln, sei es, die falschen Informationen weiterzugeben.