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Simuliertes Flirten: Heisse Luft statt heisser Sex
Aus Espresso vom 09.06.2020. Bild: Colourbox
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Simuliertes Flirten Heisse Luft statt heisser Sex

Dating-Plattformen setzen weiterhin falsche Profile ein, um ihre Kundschaft bei Laune zu halten.

«Es werden Unterhaltungsprofile eingesetzt, mit denen das Kennenlernen und Flirten mit anderen attraktiven Menschen simuliert wird.» So steht es schwarz auf weiss in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) von Lustradar.ch. Und auch Schweizerlust.com gibt unumwunden zu, «fiktive Profile» zu betreiben und über diese mit den Nutzern zu chatten. «Physische Kontakte mit Nutzern dieser fiktiven Profile sind nicht möglich.»

Verdächtige AGB-Formulierungen bei Dating-Plattformen:

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Solche Formulierungen weisen laut der Verbraucherzentrale Bayern auf falsche Profile hin:

  • «Ein männliches Profil kann von einer weiblichen Moderatorin, ein weibliches Profil von einem männlichen Moderator betrieben werden.»
  • «Sie erkennen an und erklären sich damit einverstanden, dass die Profile ausschliesslich für Ihre Unterhaltung und zur Förderung Ihrer Nutzung unseres Service sind.»
  • «Aus dem Umstand, dass zu einem Profil Kontaktdaten angegeben werden, kann nicht gefolgert werden, dass sich hinter dem Profil eine wirklich existierende Person verbirgt.»
  • «Es handelt sich um einen moderierten Dienst. Dazu legen Moderatoren, die vom Betreiber beschäftigt werden, eine Vielzahl von Profilen fiktiver Personen an und geben sich als diese fiktive Person aus.»
  • «Die Moderation dient dazu, die Aktivitäten über das Portal und damit die Umsätze des Betreibers zu erhöhen.»
  • «Alle Äußerungen sowie alle von den fiktiven Profilen angegebenen persönlichen Daten sind Erfindungen der Moderatoren.»
  • «Es sind keine realen Treffen möglich.»
  • «Das Unternehmen weist darauf hin, dass Controller/Operateure/Animatoren eingesetzt werden und tätig sind, die unter mehreren Identitäten am Chat teilnehmen.»
  • «Um die Funktion zu gewährleisten, werden, wie allgemein in solchen Flirtportalen und Kontaktvermittlungen im Internet üblich, vom Leistungsanbieter Animateure eingesetzt, die im System nicht gesondert gekennzeichnet werden, um die Kontaktplattform für die Nutzer attraktiv zu gestalten.»

Physische Kontakte sind «explizit nicht» das Ziel

Vordergründig suggerieren viele Dating-Plattformen die Vermittlung echter (Sex-)Kontakte. Doch wer die AGB genau durchliest, stellt fest, dass diese Portale häufig sogenannte Animateure einsetzen. Lustradar.ch schreibt dort etwa: «Es ist explizit nicht das Ziel dieser Website, um physische Kontakte zustande zu bringen.»

Seit Beginn der Coronakrise haben sich wieder vermehrt Betroffene bei der Redaktion des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso» gemeldet, bei denen trotz kostenpflichtigem Abo tote Hose ist. Denn zwar kann man mit diesen falschen Profilen chatten und flirten, real treffen kann man sich mit den Personen dahinter jedoch nicht. Er sei «schändlicherweise» voll ins Netz gegangen, schreibt etwa ein Kunde. Und er möchte wissen, ob er Anzeige erstatten soll.

Beschwerde beim Bund

In früheren Berichten von «Espresso» hiess es vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), dass solche falschen Profile möglicherweise gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) verstossen. Man könne Versprechen auf der Startseite nicht einfach im Kleingedruckten wieder ausschliessen.

Daran hält das Seco auf Anfrage weiterhin fest: «Wir sind nach wie vor der Meinung, dass dies [der Einsatz von Animateuren/Moderatoren, Anm. d. Redaktion] täuschend ist. Allerdings kann dies nur ein Gericht verbindlich entscheiden.»

Wer sich von einer Plattform getäuscht fühlt, kann beim Seco eine Beschwerde einreichen. Das Staatssekretariat wird aktiv, wenn sich genügend geprellte Kundinnen und Kunden melden. Oft geschieht das aber nicht: Bis anhin hat das Seco «nur vereinzelt Beschwerden erhalten und einzelne Unternehmen abgemahnt». In einem Fall habe das betreffende Unternehmen eine Unterlassungserklärung unterzeichnet.

Espresso, 09.06.20, 08:13 Uhr

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