- Im Frühling 2020 waren Missstände an mehreren USZ-Kliniken ans Licht gekommen.
- Am meisten Aufmerksamkeit erregten Vorgänge an der Klinik für Herzchirurgie.
- Der damalige Klinikleiter, Francesco Maisano, soll Implantate einer Firma verwendet haben, an der er selber beteiligt ist, ohne diese Interessenbindung zu deklarieren. Zudem soll er Operationsberichte geschönt haben.
Am Donnerstag hatte die ABG (Aufsichtskommission für Bildung und Gesundheit) ihren Untersuchungsbericht zu den Vorkommnissen mit insgesamt 74 Empfehlungen, die sich unter anderem an das USZ richten, vorgestellt. Das USZ zeigt sich nach eigenen Angaben «beeindruckt» vom Bericht, der strukturelle und organisatorische Schwächen identifizierte. Die Umsetzung der Empfehlungen habe «hohe Priorität», so das USZ.
So seien – auch infolge der eigenen Untersuchungen – Massnahmen zur Verbesserung der Transparenz, der Patientenaufklärung sowie Veränderung der Unternehmenskultur eingeleitet worden.
Untersuchung seit 2019
Das USZ habe bereits Ende 2019 nach internen Hinweisen eine Untersuchung zu diesen Vorwürfen gestartet, hiess es in der USZ-Mitteilung. Dabei hätten sich Mängel in der Patientendokumentation offenbart, die teils unsorgfältig vorgenommen worden war. Zu einer Manipulation der Dokumentation sei es aber nie gekommen.
Hingegen seien Publikationen inhaltlich teils falsch gewesen und hätten die «Rollenhäufung» Maisanos nicht ersichtlich gemacht. Er habe allerdings keine direkten finanziellen Vorteile durch den Einsatz der Implantate erlangt. Es hätten sich auch keine Hinweise auf Patienten-Gefährdung ergeben.
Das gegen Maisano eröffnete Strafverfahren wurde im Februar eingestellt. Das Spital und Maisano hatten sich bereits im September 2020 einvernehmlich getrennt.
Dem Whistleblower, der die Anschuldigungen gegen Maisano in die Öffentlichkeit getragen hatte, wurden in der Folge Kunstfehler bei Herzoperationen vorgeworfen. Diese hätten sich aber nicht bestätigt, teilte das USZ mit.
Klinik für Gynäkologie im Visier
Das USZ hat auch Vorgänge an der Klinik für Gynäkologie untersucht. Der frühere Klinikdirektor war unter anderem mit Abrechnungen aufgefallen, denen zufolge er gleichzeitig mehrere Patientinnen operiert haben soll.
Laut USZ hatte der Direktor Operationen teils überschneidend angesetzt. Er war zwar persönlich anwesend, aber er war nicht immer der Hauptoperateur, da er «nicht durchgängig präsent» war und nicht alle wesentlichen Schritte selbst ausführte. Das deklarierte er in den Operationsberichten allerdings nicht, weswegen sie in «diversen Fällen» falsch waren. Auch gegenüber den Patienten stellte er diese Umstände nicht klar.
Keine Bereicherung festgestellt
Rückblickend habe sich auch herausgestellt, dass bei einigen Fällen keine Operation oder ein weniger invasiver Eingriff möglich gewesen wären, hiess es in der Mitteilung weiter. Der Klinikleiter habe aber den Patientenwillen respektiert. Er habe sich zudem nicht durch ungerechtfertigte Abrechnungen bereichert.
Der Klinikleiter hatte sein Amt im Mai 2020 niedergelegt. Seit letztem Herbst steht die Gynäkologie unter neuer Leitung. Die parallele Operations-Planung wurde mittlerweile abgeschafft, wie das USZ mitteilte.