In der Skisaison 2023/2024 haben viele Destinationen auf den dynamischen Preis gesetzt, das sogenannte «Dynamic Pricing». SRF hat die Preise automatisch gesammelt und ausgewertet. Was auffällt: 100 Franken oder mehr für eine Tageskarte sind heute in manchen Skigebieten Normalität. Und auch im Vorverkauf sind die Preise gestiegen.
In Flims-Laax wurde im vergangenen Jahr neben St. Moritz und Zermatt durchschnittlich am meisten für eine Tageskarte bezahlt. Besucherinnen und Besucher zahlten im Durchschnitt 97 Franken. Zu viel?
Reto Gurtner, Verwaltungsratspräsident und Delegierter der Weissen Arena Gruppe, widerspricht. «Skifahren ist heute viel zu günstig.» Das Preismaximum sei noch lange nicht erreicht. «In zehn Jahren wird eine Tageskarte in Laax zwischen 200 und 300 Franken kosten», so Gurtner in der Sendung «50:50» vom rätoromanischen Fernsehen RTR und der Südostschweiz. Seine Aussage dürfte sich auf Spitzenzeiten wie Weihnachten oder Neujahr beziehen.
Gurtner begründet seine Aussage einerseits mit der Teuerung. Andererseits werde der Ansturm auf jene Gebiete zunehmen, die auch in Zukunft schneesicher sind. Gurtner ist überzeugt, dass es auch in Zukunft genügend Personen geben wird, die bereit sind, diese Preise zu bezahlen. Beim Golfen seien die Leute schon heute bereit, bis zu 1000 Franken für eine Runde zu bezahlen.
Eine Vervielfachung des Preises für eine Skitageskarte mag für einzelne Gebiete im Luxus-Segment eine Zukunftsvision sein. Für die ganze Schweiz ist das aber laut Berno Stoffel realitätsfern. Er ist Direktor von Seilbahnen Schweiz, dem Branchenverband der Schweizer Bergbahnen.
«Dass sich die Preise verdoppeln oder verdreifachen, halte ich nicht für realistisch», sagt Stoffel. «In den letzten zehn Jahren hatten wir ein Wachstum von 15 Prozent im Durchschnitt, und wir denken, dass das so weitergehen wird.»
Sorgt Klimawandel für Preissteigerung?
Fakt ist: Der Klimawandel wird in der Schweiz dazu führen, dass es weniger Schneetage gibt. Auch müssen Skigebiete stärker als bislang auf Kunstschnee setzen, wenn sie attraktiv bleiben wollen, wie die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) in einem Bericht von 2023 schreibt.
Medienberichten zufolge sind Skigebiete zwischen 1000 und 1500 Metern über Meer kaum mehr rentabel und haben deshalb keine Zukunft. All diese Faktoren sprechen dafür, dass Ski- und Snowboardfahren künftig teurer wird.
Höhergelegene Skigebiete profitieren vom Klimawandel.
Christian Lässer ist Professor für Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Tourismus an der Universität St. Gallen und sitzt selbst im Verwaltungsrat von zwei grösseren Schweizer Bergbahnen. Er sagt, der Klimawandel werde mittelfristig – vielleicht nicht in zehn, aber in 20 bis 30 Jahren – durchaus dazu führen, dass es weniger Skigebiete gebe. «Damit können höhergelegene Skigebiete vom Klimawandel profitieren – so zynisch das tönen mag», sagt Lässer.
Zudem würden die Investitionskosten für Bergbetriebe grösser. Aus diesen Gründen seien für ihn Spitzenpreise von 200 Franken pro Tag nicht völlig abwegig.
Preise bis 300 Franken für die ganze Schweiz hält er aber für «relativ unwahrscheinlich». Dafür müsste bereits jetzt ein «massiver Konzentrationsprozess» von Skigebieten in Gang gesetzt werden, ähnlich wie in den USA. Das sehe er in der Schweiz aber zurzeit nicht.