Sie kandidiere mit Herz und Bauch, aber voller Respekt für die Nachfolge von Bundesrätin Simonetta Sommaruga. Mit diesen Worten begann Eva Herzog die Medienkonferenz zu ihrer Kandidatur für das Bundesratsamt. Die Basler SP-Ständerätin will die grossen und schwierigen Geschäfte der Schweiz anpacken.
Ihre Kandidatur begründete sie mit ihrer 15-jährigen Erfahrung als basel-städtische Regierungsrätin. Sie wolle diese und die drei Jahre Erfahrung im Ständerat auch im Bundesrat einbringen. Ihre Schwerpunkte in der nationalen Politik seien soziale Gerechtigkeit, Gleichstellung sowie Schutz der Umwelt.
«Probleme schrecken mich nicht», sagte Herzog denn auch angesichts der aktuellen Herausforderungen der Schweiz. Nach der kaum ausgestandenen Coronakrise sei die Schweiz nun mit einem Krieg in Europa konfrontiert. Das sei für die Menschen in der Ukraine schrecklich. Die Folgen für die Schweiz unter anderem mit dem möglichen Energiemangel und der Inflation seien schwerwiegend.
Die Inflation treffe gerade Menschen mit tieferen Einkommen. Die gemeinsame Verteidigung demokratischer Werte habe in Europa ein neues Gewicht erhalten. Der Umgang mit der Klimaerwärmung sei zentral. Sie habe sich immer für soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz engagiert und wolle eine offene Schweiz mit guten Beziehungen zu den Nachbarn.
Mit ihren 60 Jahren entspricht Herzog nicht hundertprozentig den Wunschvorstellungen der SP-Spitze. Sie selbst sieht darin kein Problem und verweist darauf, dass Männer kaum je nach ihrem Alter oder Kindern gefragt werden. Kein Problem sieht Herzog auch im Wunsch der SP-Spitze nach einem Frauenticket. Das Anliegen sei aber wohl nicht ideal kommuniziert worden. Es handle sich dabei um eine Empfehlung an die Fraktion und diese entscheide letztlich.
Eine prägende Figur der Basler Regierung
15 Jahre war Herzog die prägende Figur in der Basler Regierung und bescherte dem einst hoch verschuldeten Stadtkanton satte Überschüsse in Serie. Unter anderem diesen Erfolg lobte ihr langjähriger Partner in der Basler Regierung, Hans-Peter Wessels, an der Pressekonferenz. Elf Jahre hatte er mit Herzog zusammengearbeitet.
Seit Dezember 2019 ist sie Ständerätin. Sie arbeitet unter anderem in der Finanzkommission und der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur sowie der Wirtschaftskommission mit.
Zumeist ging es mit der Politkarriere der promovierten Historikerin steil nach oben: 2001 wurde sie in den Basler Grossen Rat gewählt, 2004 präsidierte sie die dortige SP-Fraktion, bis sie noch im selben Jahr den Sprung in den Basler Regierungsrat schaffte.
Herzog übernahm das gewichtige Finanzdepartement – den Umgang mit Zahlen trauten ihr die Bürgerlichen anfangs nicht richtig zu. Doch die Kritik um Herzog kam nach kurzer Zeit zum Schweigen.
Eva Herzog war vor zwölf Jahren schon einmal Bundesratskandidatin, landete aber im Rennen um die Nachfolge von SP-Bundesrat Moritz Leuenberger im hinteren Feld. Gewählt wurde damals Simonetta Sommaruga, deren Nachfolge Herzog nun anstrebt.
Würde Herzog Nachfolgerin von Simonetta Sommaruga, wäre Basel-Stadt seit 1973 erstmals wieder und seit 1848 zum dritten Mal im Bundesrat vertreten. Letzter Baselstädtischer Bundesrat war der 1959 in die Landesregierung gewählte Sozialdemokrat Hans-Peter Tschudi.