Zwei als Diplomaten getarnte russische Spione sind im Frühjahr auf dem Weg zum Labor Spiez in den Niederlanden festgenommen und zurückgeschickt worden. Die vom Bund betriebene Einrichtung war an Analysen im Fall des vergifteten Agenten Sergej Skripal beteiligt. Für den Schweizer Sicherheitsexperten Bruno Lezzi kommt der Vorfall wenig überraschend – die Art und Weise dann aber schon.
SRF News: Russische Spione wollten das Labor in Spiez auskundschaften. Für Sie ein eher ungewöhnliches Vorgehen, oder?
Bruno Lezzi: Ich finde es erstaunlich. Denn eigentlich liegt das Gewicht derzeit auf technischer Aufklärung, auf Cyber- und Hackerangriffen. Dass nun aber wieder menschliche Quellen ins Spiel kommen, das ist ein bisschen wie aus der Zeit des Kalten Krieges.
Weshalb ist das so?
Es braucht die menschliche Quelle, um den Dingen wirklich auf den Grund gehen zu können. Mit technischen Möglichkeiten allein, lassen sich Informationen komplizierterer Art einfach nicht entschlüsseln.
Was suchen Spione eigentlich in der Schweiz?
Unser Land ist als Wirtschaftsstandort und als Standort von Institutionen und hochtechnologischen Qualitätsprodukten sicher sehr interessant. Gerade das Labor in Spiez ist natürlich so zusagen eine Perle des schweizerischen Sicherheitsinstrumentariums. Insgesamt hat sich aber auch die Spionagetätigkeit hierzulande verändert. In den 70er und 80er Jahren stand vor allem das Militär im Vordergrund. Heute spielen politische Absichten und vor allem wirtschaftliche Spionage eine ganz grosse Rolle.
Das Gespräch führte Simone Hulliger.