Seit nun acht Tagen werden die Smartphones mit News, Bildern und Videos zum Krieg in der Ukraine geflutet. Und von den Smartphones dringen die schrecklichen Nachrichten zum Ukraine-Krieg in die Köpfe ein.
Ist es unangebracht zu fragen, wie es uns angesichts des Krieges geht?
Im Artikel Was macht der Ukraine-Krieg mit unserer Psyche? kommentiert SRF-User Roland Peter: «Ich bin der Ansicht, dass diese Frage in der Wohlfühloase Schweiz schlichtweg dekadent ist.» Da stellt sich die Frage, ob es unangebracht ist, zu fragen, wie es uns angesichts des Krieges geht.
«Nein», findet Matthis Schick, leitender Arzt an der Klinik für Konsiliarpsychiatrie und Psychosomatik des Universitätsspital Zürich (USZ), im Interview mit SRF, «denn egal, wo man gerade an was auch immer leidet, ist das für die betroffene Person eine Belastung. Leid ist nur sehr begrenzt objektiv quantifizierbar.» Weiter fügt er an: «Dass wir in so einem privilegierten Land wie der Schweiz geboren sind, ist einfach nur Glück. Wenn ich diese Ungleichheit als ungerecht wahrnehme, habe ich ja die Möglichkeit, mich zu engagieren – mit Spenden oder Kundgebungen zum Beispiel.»
Gespendet wird aktuell viel, auf Social Media wird vermehrt dazu aufgerufen – und es sammeln sich Anfragen dazu auf dem Tisch der SRF-Communityredaktion. Hilfswerke sprechen aktuell von einer aussergewöhnlichen Hilfsbereitschaft: Die Glückskette vermeldet am Montag, dass schon über 6 Millionen Franken gespendet worden seien. Nun steht der Spendenstand bereits bei über 20 Millionen Franken.
Was mich extrem beschäftigt, sind die Horror-Szenarien, die sich in Gedanken abspielen.
Wie geht die SRF-Community mit dem Krieg um?
«Was mich extrem beschäftigt, sind die Horror-Szenarien, die sich in Gedanken abspielen», schreibt User Oskar Wagner in einer unserer Kommentarspalten. Seine Sorge zeigt sich auch in einem weiteren Satz: «Diese Machtlosigkeit ist wohl das Schlimmste, was mich in unserer (noch) freien Welt bedrückt…» Und SRF-User Vincenz Böttcher schreibt: «Was mich belastet ist, wie wenig ich tun kann. Ich habe gespendet, ich habe mich informiert.»
Der psychologische Co-Leiter des Ambulatoriums für Folter- und Kriegsopfer des USZ, Naser Morina, sieht drei Reaktionen auf solche Nachrichten: Mitgefühl mit Betroffenen, Wut auf den Verursacher und dann diese Ohnmacht aufgrund der diffusen Situation. Was auch aufkommen könne, sei das Bedürfnis, sich von alledem zu distanzieren.
Das klingt jetzt sehr banal, aber das Einzige, was ich vorhabe zu tun ist, etwas mehr Geld für die nächste Nebenkostenabrechnung zur Seite zu legen.
Dennoch zeigt die SRF-Community ihren sachlichen Blick auf die Geschehnisse: «Ich mache mir um meine persönliche Sicherheit keine Sorgen, da ich nicht davon ausgehe, dass andere Staaten militärisch direkt in den Krieg eingreifen werden. Das klingt jetzt sehr banal, aber das Einzige, was ich vorhabe, zu tun ist, etwas mehr Geld für die nächste Nebenkostenabrechnung zur Seite zu legen, da ich mit kurz- und mittelfristig höheren Energiepreisen rechne», schreibt etwa SRF-User Andreas Morello.
«Das normale Leben ist das, was dem Krieg die Wucht entziehen kann.»
Experte Naser Morina sieht im Verhalten der Bevölkerung Positives: «Was uns jetzt helfen kann, kennen wir bereits aus der Zeit der Corona-Pandemie: Aktivitäten nachgehen, die uns normalerweise guttun. Eine gewisse Normalität aufrechtzuerhalten, ist wichtig. Es nützt den Ukrainern und den Ukrainerinnen nichts, wenn es uns schlechter geht. Das normale Leben ist das, was dem Krieg die Wucht entziehen kann.» So reagiert auch SRF-User Andi Raschle: «Vorsorgemassnahmen habe ich noch keine getroffen. Ausser das, was mich die Pandemie schon gelehrt hat (nein, keine riesigen Mengen Toilettenpapier).»