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Starker Niederschlag Wieso diese immense Schneemasse im Wallis, Felix Blumer?

Im Wallis erklärte der Staatsrat die «besondere Lage» im Kanton aufgrund der starken Schneefälle. Lawinen sowie umstürzende Bäume könnten in allen Höhenlagen auftreten, schreibt er in einer Mitteilung. Wie entsteht diese riesige Schneemasse im Wallis und wie lange hält der Wintereinbruch an? Felix Blumer von SRF Meteo mit den Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Felix Blumer

Meteorologe, SRF

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Felix Blumer ist seit 1994 Meteorologe und arbeitet seit 2004 bei SRF Meteo.

Wie entsteht diese riesige Schneemasse im Wallis?

Ein Tief lag über Norditalien und steuerte am Mittwoch und Gründonnerstag aus dem Süden sehr feuchte Luft gegen die Alpensüdseite. Da das Mittelmeer für die Jahreszeit sehr warm ist, war die Luftmasse noch feuchter als sonst zu dieser Jahreszeit. Der Niederschlagsschwerpunkt lag im Piemont, also leicht westlich des Tessins. Allerdings griff der Niederschlag über die Alpen und traf daher in der Schweiz auch das Wallis und das Berner Oberland. Zum Teil gab es für den Monat April neue Rekord­nieder­schlagsmengen, so beispielsweise in Visp. Dort fielen innerhalb von 24 Stunden 138 Millimeter. Das war dort nicht nur ein Rekord für den Monat April, sondern war sogar die grösste dort gemessene 24-Stundensumme.

Warum ist nur das Wallis und nicht das Tessin so stark betroffen?

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Die feuchteste Luft wurde westlich des Tessins nach Norden transportiert. Betrachtet man allein die Niederschlagsmenge der letzten drei Tage, dann wurde der höchste Wert in Bosco/Gurin mit 205 Millimetern gemessen. Allerdings treten grosse Niederschlagsmengen im Tessin viel häufiger auf, während es sich beim Wallis um ein zentralalpines Trockental handelt.

Warum ist die Schneefallgrenze im Wallis und Berner Oberland so stark gesunken?

Hintergrund der starken, lokalen Abkühlung ist, dass Niederschlag beim Übergang von Schnee zu Regen der Umgebung Energie entzieht. Dies führt zu einer generellen Abkühlung der umgebenden Luft. Die kalte Luft sinkt ab und wird im Normalfall durch wärmere Luft aus der Umgebung ersetzt. Bei intensivem Niederschlag in engen Tälern funktioniert dies aber nicht. Die kalte Luft sinkt zwar ab, kann aber seitlich nicht ersetzt werden. Zunächst steigt zwar von unten noch Warmluft auf. Sehr schnell ist diese aber aufgebraucht, und das ganze Tal füllt sich mit immer kälterer Luft, so sinkt die Schneefallgrenze kontinuierlich ab.

In dieser Nacht und am Gründonnerstag waren diese Bedingungen in extremis erfüllt. Einerseits war der Regen sehr intensiv, was zu einer starken Abkühlungsrate führte, und anderseits gab es nur wenig Wind, sodass die Luft nicht durchmischt werden konnte.

Zur Osterzeit: Schneechaos in der Schweiz

Menge des Niederschlags zunächst unterschätzt

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Bereits am Montag konnte man vermuten, dass die Schneefallgrenze im Rhonetal stark absinken würde. Da in der Folge die Niederschlagsmodelle nicht mehr so intensiven Regen sahen, ging man eher von einer leicht höheren Schneefallgrenze aus, besonders im Berner Oberland.

Wie aussergewöhnlich sind diese Schneemengen dort im April?

In Montana und auf dem Grossen Sankt Bernhard wurden im April noch nie so grosse Schneemengen gemessen, und auch Adelboden verzeichnete mit 52 Zentimetern Neuschnee einen neuen Rekord für den Monat April. Generell muss man aber schon erwähnen, dass grosse Neuschneemengen im April gar nicht so selten sind. Sehr bekannt ist der grosse Schneefall von Anfang April 2019 im Kanton Uri bis an den Urner See.

Auto im Schnee neben Stoppschild.
Legende: In den Morgenstunden häuften sich die Schneemengen im ganzen Kanton Wallis. Nun hat die Regierung sogar die «besondere Lage» ausgerufen. KEYSTONE/Jean-Christophe Bott)

Was ist in den nächsten Tagen zu erwarten, wie lange bleibt der Schnee?

Unterhalb von 2000 Metern wird der Schnee schnell abschmelzen. Hier besteht aber ein neues Gefahrenpotential. Schmilzt der Schnee im Wallis bei kräftigen Schauern, kann stellenweise viel Regen und gleichzeitig Schmelzwasser auftreten. Generell darf man aber nördlich der Alpen doch von einer Entspannung sprechen. Am Nachmittag fällt zwar noch Regen, er lässt aber mehr und mehr nach, und auch die Schneefallgrenze steigt allmählich an. Samstag und Sonntag sind mit Föhn meist trocken. Nur im südlichen Wallis könnte es aus Süden neue Niederschläge geben. Allerdings sind die Niederschlagsmengen nicht mit jenen der letzten 24 Stunden vergleichbar.

Im Süden bleibt es stark bewölkt und ab Karsamstag fällt wieder Regen. Auch dort dürften aber die Niederschlagsmengen nach den aktuellen Wettermodellen deutlich geringer ausfallen als zuletzt, sodass sich auch dort die Situation entspannen dürfte.

SRF Meteo Radar

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SRF Meteo, 16.4.2025, 12:55 Uhr ; 

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