Im Wallis erklärte der Staatsrat die «besondere Lage» im Kanton aufgrund der starken Schneefälle. Lawinen sowie umstürzende Bäume könnten in allen Höhenlagen auftreten, schreibt er in einer Mitteilung. Wie entsteht diese riesige Schneemasse im Wallis und wie lange hält der Wintereinbruch an? Felix Blumer von SRF Meteo mit den Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Wie entsteht diese riesige Schneemasse im Wallis?
Ein Tief lag über Norditalien und steuerte am Mittwoch und Gründonnerstag aus dem Süden sehr feuchte Luft gegen die Alpensüdseite. Da das Mittelmeer für die Jahreszeit sehr warm ist, war die Luftmasse noch feuchter als sonst zu dieser Jahreszeit. Der Niederschlagsschwerpunkt lag im Piemont, also leicht westlich des Tessins. Allerdings griff der Niederschlag über die Alpen und traf daher in der Schweiz auch das Wallis und das Berner Oberland. Zum Teil gab es für den Monat April neue Rekordniederschlagsmengen, so beispielsweise in Visp. Dort fielen innerhalb von 24 Stunden 138 Millimeter. Das war dort nicht nur ein Rekord für den Monat April, sondern war sogar die grösste dort gemessene 24-Stundensumme.
Warum ist die Schneefallgrenze im Wallis und Berner Oberland so stark gesunken?
Hintergrund der starken, lokalen Abkühlung ist, dass Niederschlag beim Übergang von Schnee zu Regen der Umgebung Energie entzieht. Dies führt zu einer generellen Abkühlung der umgebenden Luft. Die kalte Luft sinkt ab und wird im Normalfall durch wärmere Luft aus der Umgebung ersetzt. Bei intensivem Niederschlag in engen Tälern funktioniert dies aber nicht. Die kalte Luft sinkt zwar ab, kann aber seitlich nicht ersetzt werden. Zunächst steigt zwar von unten noch Warmluft auf. Sehr schnell ist diese aber aufgebraucht, und das ganze Tal füllt sich mit immer kälterer Luft, so sinkt die Schneefallgrenze kontinuierlich ab.
In dieser Nacht und am Gründonnerstag waren diese Bedingungen in extremis erfüllt. Einerseits war der Regen sehr intensiv, was zu einer starken Abkühlungsrate führte, und anderseits gab es nur wenig Wind, sodass die Luft nicht durchmischt werden konnte.
Zur Osterzeit: Schneechaos in der Schweiz
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Bild 1 von 9. 40 Zentimeter Neuschnee in Lenk BE erfordern einen Schneeräumungseinsatz. Bildquelle: Jakob Trechsel.
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Bild 2 von 9. Kippel, der Hauptort des Lötschentals im Wallis, ist mit Schnee bedeckt und wird zum idyllischen Winterdorf. Bildquelle: Stefanie Jaggi.
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Bild 3 von 9. Passend zu Ostern: ein Schneehase statt eines Schneemanns in Feutersoey BE. Bildquelle: Miriam Spychiger.
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Bild 4 von 9. Aus dem Velofahren wird wohl nichts mehr. In Tschingeren VS steckt ein Velo bis fast über die Räder im Schnee. Bildquelle: Urban Kaiser.
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Bild 5 von 9. Hoffentlich wurde dieser Briefkasten im Walliser Ried-Brig noch vor dem Schneefall geleert. Bildquelle: Sylvette Zurwerra.
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Bild 6 von 9. Ein Anblick auf eine eingeschneite Terrasse in Thel VS. Bildquelle: Mathias Bürki.
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Bild 7 von 9. Die Bevölkerung von Saas-Grund im Wallis sollte vorerst zuhause bleiben. Bildquelle: Philippe Gyarmati.
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Bild 8 von 9. In Adelboden BE sind 50 Zentimeter Neuschnee gefallen – mittlerweile dürfte es mehr sein. Bildquelle: SRF / Oceana Gamarini.
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Bild 9 von 9. Viel Weiss statt Grün in weiten Teilen der Südschweiz – wie hier im Weiler Valencon, bei Flanthey, Lens im Mittelwallis. Bildquelle: KEYSTONE/Alessandro della Valle.
Wie aussergewöhnlich sind diese Schneemengen dort im April?
In Montana und auf dem Grossen Sankt Bernhard wurden im April noch nie so grosse Schneemengen gemessen, und auch Adelboden verzeichnete mit 52 Zentimetern Neuschnee einen neuen Rekord für den Monat April. Generell muss man aber schon erwähnen, dass grosse Neuschneemengen im April gar nicht so selten sind. Sehr bekannt ist der grosse Schneefall von Anfang April 2019 im Kanton Uri bis an den Urner See.
Was ist in den nächsten Tagen zu erwarten, wie lange bleibt der Schnee?
Unterhalb von 2000 Metern wird der Schnee schnell abschmelzen. Hier besteht aber ein neues Gefahrenpotential. Schmilzt der Schnee im Wallis bei kräftigen Schauern, kann stellenweise viel Regen und gleichzeitig Schmelzwasser auftreten. Generell darf man aber nördlich der Alpen doch von einer Entspannung sprechen. Am Nachmittag fällt zwar noch Regen, er lässt aber mehr und mehr nach, und auch die Schneefallgrenze steigt allmählich an. Samstag und Sonntag sind mit Föhn meist trocken. Nur im südlichen Wallis könnte es aus Süden neue Niederschläge geben. Allerdings sind die Niederschlagsmengen nicht mit jenen der letzten 24 Stunden vergleichbar.
Im Süden bleibt es stark bewölkt und ab Karsamstag fällt wieder Regen. Auch dort dürften aber die Niederschlagsmengen nach den aktuellen Wettermodellen deutlich geringer ausfallen als zuletzt, sodass sich auch dort die Situation entspannen dürfte.