Was Dänemark gerade beschlossen hat, wird jetzt im Aargau gefordert: Die Weihnachtsferien sollen früher starten, um weitere Ansteckungen mit dem Coronavirus zu unterbinden. Dänemark hat am Mittwoch bekannt gegeben, dass die Schulen schon am 15. Dezember und nicht erst zu Heiligabend schliessen.
Genauso soll das auch im Aargau passieren, fordern der Aargauische Lehrerinnen- und Lehrerverband (ALV) und der Schulleiterverband des Kantons (VSLAG). Bereits am 18. Dezember statt fünf Tage später sollen Schülerinnen und Schüler in die Weihnachtsferien entlassen werden. Beide Verbände haben ihre gemeinsame Forderung schriftlich bei der Kantonsregierung deponiert.
Die Stimmung in den Schulen ist gekippt.
Die Situation habe sich in den vergangenen Tagen noch verschlechtert, sagt Kathrin Scholl, Präsidentin des Lehrerinnen- und Lehrerverbandes: «Die Stimmung in den Schulen ist gekippt. Die Fälle häufen sich, die Testresultate kommen zu spät, Personal fällt aus und das verunsichert.» Man könne den Schulbetrieb an vielen Orten nicht mehr aufrechterhalten. Die Verbände erwarten einen Entscheid der Aargauer Regierung und bestätigen einen entsprechenden Bericht der Aargauer Zeitung. Die Situation sei anders als bei früheren Wellen, es brauche eine Art «Puffer» vor den Familienfesten.
Wir möchten die Verteilung des Virus in der Familie und in der Gesellschaft unterbinden.
Wenn die Kinder und Jugendlichen früher in die Weihnachtsferien gehen könnten, würden sie Eltern, Grosseltern, Verwandte an Weihnachten weniger anstecken. Für Beat Petermann, Co-Präsident des Aargauer Schulleiterverbandes, ist klar: «Unsere Hoffnung und Erwartung ist, dass wir mit drei statt zwei Wochen Ferien die Verteilung des Virus in der Familie und in der Gesellschaft unterbinden können. Wir wissen, dass ein grosser Teil der angesteckten Personen Schülerinnen und Schüler der Volksschule sind.»
Unverhältnismässig für die Eltern?
Was die Aargauer Lehrpersonen und Schulleiterschaft fordern, ist in den meisten Nachbarkantonen bis jetzt noch kein Thema. Auch im Nachbarkanton Kanton Solothurn, wo das Virus unter Schulkindern ebenso stark grassiert, will man die Ferien nicht früher starten.
Das sei unverhältnismässig, gerade für die Eltern, sagt Adrian van der Floe, Präsident des Verbandes Schulleiterinnen und Schulleiter Solothurn (VSL): «Die Eltern brauchen die Schule als verlässlichen Partner. Man kann die Schulen nicht von einem auf den anderen Tag schliessen.» Betreuung im Kinderhort, Mittagstische, Kitas – das lasse sich nicht so rasch umorganisieren.
Das Betreuungsproblem ist auch den Aargauer Lehrerinnen- und Schulleiterverbänden bewusst. Wer seine Kinder nicht vor dem 24. Dezember selbst betreuen könnte, dürfte sie in der Schule weiterhin betreuen lassen, einfach ohne Unterricht. Der grosse Teil der Schülerschaft würde wohl aber mit der neuen Regelung zu Hause bleiben.
Die Aargauer Regierung bestätigt den Eingang der Forderung der beiden Verbände, will sich aber erst am 15. Dezember öffentlich dazu äussern, heisst es auf Anfrage.