Wann können Eltern, die das wollen, ihre Kinder ab fünf Jahren impfen? Bis der Impfstoff in der Schweiz für Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren zugelassen ist, wird es noch etwas dauern. Es werden erst jetzt erste Studiendaten veröffentlicht. Dabei drücken die Hersteller aufs Tempo: Nach Pfizer/Biontech werden auch von Moderna bald Studiendaten erwartet. Für die USA ist es realistisch, dass die Impfung für Kinder ab fünf Jahren im Spätherbst behördlich zugelassen wird. Für Deutschland oder die Schweiz ist bisher eher die Rede von Anfang 2022. Bei Impfstoffen für Kinder schaut man generell genauer hin, denn die Ansprüche an das Nebenwirkungsprofil sind höher. Und weil Kinder sehr viel weniger stark unter einer akuten Infektion leiden als insbesondere ältere Erwachsene, erhöht das die Ansprüche an den Impfstoff zusätzlich.
Wieso soll man Kinder überhaupt impfen? Es geht nicht nur darum, das einzelne Kind vor einer Corona-Infektion zu schützen, sondern auch die Infektionsdynamik in der Bevölkerung zu beeinflussen: Bei Ausbrüchen in Schulen können Infektionsketten beginnen, die sich dann weiter ausbreiten. Für das einzelne Kind geht es zudem darum, selten vorkommende, schwere Verläufe einer Corona-Infektion zu verhindern, etwa das sogenannte PIMS-Syndrom oder auch Long Covid.
Was zeigen die vorliegenden Studiendaten? Pfizer/Biontech liefern keine Daten dazu, wie viele Infektionen es in der Studie unter den geimpften Kindern gegeben hat. Sie können bloss sagen, wie gut die Immunantwort der Kinder ausfällt, also ob sich nach einer Impfung genug Antikörper bilden. Diese sei ähnlich gut wie die Immunantwort nach der Impfung bei 16 bis 25-Jährigen. Dies ist nur ein indirekter Nachweis der Wirksamkeit. Ob das den Zulassungsbehörden in den USA, in der EU oder in der Schweiz reichen wird, ist offen. Allerdings wird das auch bei den alljährlich angepassten Grippe-Impfstoffen so gehandhabt.
Was sagen die Studiendaten zur Sicherheit? Das Nebenwirkungsprofil des Pfizer/Biontech-Impfstoffs ist bei jungen Kindern jenem ähnlich von Teenagern und jungen Erwachsenen. Es treten also mehr Nebenwirkungen auf als zum Beispiel bei altbekannten Kinderimpfungen wie die gegen Masern. Damit gemeint sind Kopfschmerzen oder Fieber. Sehr selten kommt es bei Teenagern und jungen Erwachsenen zu Herzmuskelentzündungen, die nach jetzigem Wissensstand aber gut behandelbar sind und wieder ausheilen. Unklar ist, ob diese Nebenwirkung auch bei Kindern vorkommt. Dazu sagen die bisherigen Daten nichts. Es ist grundsätzlich bei Impfstoffen so, dass die sehr seltenen Nebenwirkungen erst nach der Zulassung erfasst werden können – wenn sehr viele Menschen geimpft wurden. Das ist anders fast nicht machbar.
Braucht es nicht gerade bei Kindern mehr Langzeitdaten zu den Nebenwirkungen? Wenn es zu Nebenwirkungen kommt, treten diese in den allermeisten Fällen in den ersten Tagen, Wochen und Monaten nach einer Impfung auf. Auch die vielleicht bekanntesten Fälle einer schweren Impf-Nebenwirkung mit einem der Schweinegrippe-Impfstoffe 2009, die Fälle von Narkolepsie – einer Schlaf-Wach-Störung –, war keine Langzeitnebenwirkung, sondern sie trat innerhalb von Wochen nach der Impfung auf. Die Angst vor möglichen negativen Folgen einer Impfung lange nach der Verabreichung der Dosen ist deshalb kaum begründbar. Ausserdem zeigen die vielen Daten, die man inzwischen zur Corona-Impfung hat, dass sie zwar mehr Nebenwirkungen entfacht als andere Impfstoffe, doch Langzeitfolgen zeigen sich bisher nicht.