Auf dem Dach von neuen Gebäuden wird heute vielfach eine Solaranlage installiert. Da habe jüngst ein Umdenken stattgefunden, sagt David Stickelberger, Geschäftsführer des Verbandes Swissolar.
Diverse Liegenschaften und Verwaltungen hätten sich klare Ziele gesetzt: «Sie möchten bis 2050 vollständig die Dekarbonisierung, also frei von Erdöl und Gas sein.» Viele wünschten sich jetzt eine klare Strategie und prüften Dächer für mögliche Fotovoltaik-Installationen.
Solaranlagen bei Neubauten mitinstalliert
Bei grossen Immobiliengesellschaften zeigt sich dieser Wandel beispielhaft. Die Versicherung Swiss Life besitzt über 1300 Liegenschaften und ist damit die grösste private Immobilienbesitzerin in der Schweiz. Bei Neubauten werde in der Regel gleich eine Solaranlage mitinstalliert, schreibt das Unternehmen auf Anfrage. Ähnlich tönt es bei der börsenkotierten Immobilienfirma Allreal.
Allerdings wird die Schweiz nicht neu gebaut, sondern ein grosser Teil der Gebäude steht schon, teils schon lange. Genau bei diesen Bauten sieht Benoît Revaz, Direktor des Bundesamtes für Energie, viel brachliegendes Potenzial.
Die Sanierung ist und bleibt eine Herausforderung.
«Die Sanierung ist und bleibt eine Herausforderung.» Man müsse das Konzept gesamthaft betrachten, mit Produktion, Sanierung, Effizienzsteigerung, Speicherung und Ladestationen für die Elektromobilität der Zukunft, so Revaz.
Je nach Liegenschaft ist das laut Revaz allerdings aufwändig und wird erst recht kompliziert, wenn verschiedene Parteien involviert sind, wie beim Stockeigentum: «Man braucht Einstimmigkeit für die Installation einer Solaranlage oder von Ladestationen.»
Hoher Aufwand
Dieses Problem stellt sich nicht, wenn ein Mehrfamilienhaus im Besitz einer Privatperson ist, wie die Mehrheit der Schweizer Häuser. Allerdings scheuten Private oftmals den Aufwand, beobachtet Thomas Ammann vom Hauseigentümerverband.
«Eine Solaranlage auf dem Dach ist gut und recht. Noch besser ist, wenn ich den Strom direkt in meiner Liegenschaft nutzen kann. Das wiederum bedeutet im Idealfall, dass ich diesen meinen Mietern weiterverkaufen kann», so Ammann. Das bringe Vertragsänderungen mit sich. «Es kommt einiges zusammen und ich begreife jeden Eigentümer, der zuerst einfach überfordert ist.»
Ich begreife jeden Eigentümer, der zuerst einfach mal überfordert ist.
Swissolar fordert deshalb, dass das Beratungsangebot in den Kantonen und Gemeinden ausgebaut wird,damit es einfacher wird, eine Solaranlage zu bauen. Denn am Geld mangelt es nicht. Im Gegenteil: Der Bund stellt allein dieses Jahr 470 Millionen Franken für die Förderung von Solaranlagen zur Verfügung, so viel wie noch nie.
Die aktuellen Zahlen zeigen, dass dank der Fördergelder viele Privatpersonen und Investoren gewillt sind, eine Solaranlage zu bauen. Davon zeugen auch die vollen Auftragsbücher der Installateure. Es fehle gar an Fachkräften, um die Aufträge ausführen zu können, bestätigt Stickelberger von Swissolar.
«Die Suche nach Fachkräften ist momentan nicht einfach. Aber wir haben einiges vor bei der Weiterbildung für Fachkräfte, auch für Berufsumsteiger.» Auch für junge Menschen sei das eine Option, denn Fotovoltaik habe Zukunft.
Ein weiter Weg steht bevor
Es herrscht also Aufbruchstimmung. Gleichzeitig ist der Weg noch weit, bis die Solaranlagen in der Schweiz genügend Strom liefern, um die Atomkraftwerke abschalten zu können. Es braucht mindestens zehnmal mehr Solaranlagen als heute.