- Mit der Reform der Unternehmensbesteuerung sollen gleich auch die AHV-Finanzen aufgebessert werden. So will es die Kommission des Ständerats.
- Glücklich ist der Ständerat nicht über den AHV-Kompromiss. Mangels Alternativen stimmt er dem Kompromiss aber mit 34:5 Stimmen klar zu.
- Finanzminister Maurer betont die Dringlichkeit der Steuervorlage 17. Es gehe für die Schweiz um Steuersubstrat und Arbeitsplätze.
- Die Vorlage geht nun an den Nationalrat.
«Der eigentliche Angelpunkt ist der soziale Ausgleich, der die Vorlage vornimmt, und zwar über eine Teilfinanzierung der AHV», stellte Kommissionssprecher Pirmin Bischof (CVP/SO) zum Auftakt der Debatte fest.
Die vorliegende Lösung sei zwar nicht der Weisheit letzter Schluss, aber die bisher beste Lösung. Eine zusammenhängende Alternative zum vorliegenden Paket sei bisher nicht gefunden worden. Einer besseren Alternative werde man sich aber nicht verschliessen.
Fetz zieht rote Linie für die SP
«Absolut zentral für uns ist die Einschränkung der steuerfreien Auszahlung von zurückgestellten Kapitaleinlagen», erklärte Anita Fetz (SP/BS). Diese Korrektur der Unternehmenssteuerreform II habe allerhöchste Priorität und gehöre für die SP zu den roten Linien. Denn seit Einführung 2011 seien sagenhafte zwei Billionen Kapitalreserven zurückgestellt worden, was einen jährlichen Steuerausfall von durchschnittlich einer Milliarde produziert habe. «Dieser von Kommissionssprecher Bischof als Rohdiamant bezeichnete Baustein der Vorlage ist für uns der Casus Belli», betonte Fetz. Sollte also der Zweitrat diesen noch mehr abschleifen oder gar streichen, sei die die rote Linie überschritten.
Germann: Unselige Verknüpfung
Die Vorlage bringe nach der gescheiterten Unternehmenssteuerreform III (USR III) vor allem die wichtige Rechtssicherheit, betonte Hannes Germann (SVP/SH). Auch gegen den zweiten Pfeiler zugunsten der AHV werde wohl kaum jemand das Referendum ergreifen. Wenn es nun gelinge, die Vorlage zu entflechten, müsse dies der Zweitrat tun. «Ich wäre zuversichtlich, dass wir beide Vorlagen auch einzeln durchbringen ohne diese unselige Verknüpfung», erklärte Germann.
Graber: Zum Wohle der Schweiz
Zwei Drittel der zukünftigen Effekte würden die Sozialversicherungen treffen, hielt Konrad Graber (CVP/LU) fest: «Es geht ums Wohlergehen, um unseren Wohlstand.» Dieser Wohlstand sei neben einer starken Wirtschaft auch geprägt von funktionierenden und zahlungsfähigen Sozialversicherungen. Das seien Gründe genug, um auf die Vorlage einzutreten und den Vorschlägen der Kommission zuzustimmen, zum «Wohle der Schweiz».
Föhn: Nationalrat soll bessere Lösung vorschlagen
Die Schweiz brauche eine Lösung, aber nicht eine Lösung um jeden Preis, stellte Peter Föhn (SVP/SZ) fest und bezweifelte, dass die heutige Vorlage richtig aufgegleist ist. «Wenn schon der Kommissionsprecher mehrfach von Absturzgefährdung spricht, muss man sich Gedanken machen», so Föhn. Er vertraue nun auf den Nationalrat. Dieser habe als Zweitrat die Aufgabe, eine bessere Lösung vorzuschlagen, die nicht so vielseitig angreifbar sei.
Noser: Zeit drängt
Ruedi Noser (FDP/ZH) betonte, dass die Zeit dränge. Die neuen Regeln müssten mit Blick auf die Rechtssicherheit rasch realisiert werden können. Er appellierte an die kleine Kammer, das nun entstandene Kompromisspaket mit einem überzeugenden Ja an den Nationalrat weiterzugeben. «Sollt es dem Zweitrat gelingen, über die Parteigrenzen hinaus eine Mehrheit für eine bessere Lösung zu finden, werden wir das auch wieder anschauen», so Noser.
Finanzminister Maurer: «Wir üben jetzt 13 Jahre daran...»
Unternehmen in der Schweiz würden durch ihre Heimatländer zunehmend diskriminiert, mahnte Finanzminister Ueli Maurer und unterstrich die «relative Dringlichkeit» der Vorlage. Er sprach von einer grossen Rechtsunsicherheit. Der internationale Wettbewerb im Buhlen um Steuersubstrat habe sich verschärft, wie Steuersenkungen in den USA, Grossbritannien und China klar illustrierten. Die Vorlage schaffe wieder Rechtssicherheit, sichere Steuersubstrat und Arbeitsplätze in der Schweiz. «Wir haben nicht ewig Zeit, nachdem wir jetzt 13 Jahre daran üben», so Maurer.
«Kunstwerk des politischen Kompromisses»
Maurer erinnerte daran, dass die Mängel der gescheiterten Unternehmenssteuerreform III ausgeräumt werden konnten. Es gebe einen sozialen Ausgleich, Städte und Gemeinden würden einbezogen und die Steuerausfälle würden eingeschränkt. Laut Maurer handelt es sich auch in der Variante der Kommission um eine geschlossene Vorlage, die mehrheitsfähig sein könnte: «Es ist eine Lösung, die ein kleines Kunstwerk des politisches Kompromisses ist.»